Es sah zunächst souverän aus, wurde in der zweiten Halbzeit aber richtig schwer und war am Ende ein hart erkämpfter 72:63-Sieg (43:31), den die Basketball Löwen Braunschweig am Mittwochabend auswärts bei Petrolina AEK holten. Der überragende Sananda Fru und sein Team hatten in der ersten Halbzeit bereits mit 13 Punkten geführt. Dabei lief nicht alles gut, aber die Löwen hatten den Gegner unter Kontrolle. Das änderte sich in der zweiten Hälfte, in der die Zyprer vermehrt eine Zonenverteidigung einstreuten und der Mannschaft von Headcoach Jesús Ramírez damit den offensiven Rhythmus, aber auch das Selbstvertrauen nahmen. Daraus resultierte ein schwaches drittes Viertel, in dem Petrolina AEK sogar in Führung ging und das Spiel anschließend eng gestaltete. Erst in den Schlussminuten konnten die Löwen die Partie über die Verteidigung wieder in ihre Richtung lenken und angeführt vom besten Löwen sowie Topscorer Sananda Fru (23 Punkte, 8 Rebounds) den zweiten Sieg im FIBA Europe Cup einfahren.
Am Sonntag geht es für die Löwen nach wettbewerbsübergreifend vier Auswärtsspielen in Folge endlich wieder vor den eigenen Fans in der Volkswagen Halle weiter. Sie empfangen den Deutschen Meister FC Bayern München – für das Spiel wurden bereits über 5.000 Eintrittskarten verkauft. Tickets sind im Onlineshop, über die Hotline unter 040 319 747 69 52 und in der Konzertkasse in den Schloss-Arkaden erhältlich.
Als Sananda Fru der Partie schon in den ersten Minuten seinen Stempel aufdrückte und offensiv im Mittelpunkt stand, konnte man bereits erahnen, dass der Löwen-Center entscheidend sein würde. Und das war er auch – wie die Schlussminuten zeigten. Aber von Anfang an… Die Löwen spielten zu Beginn souverän über ihren Big Man, der Punkt um Punkt erzielte und nicht von Petrolina zu kontrollieren war. Nach fünf Minuten lag das Ramírez-Team mit 11:2 vorne und Fru hatte bereits sieben Punkte erzielt, fünf davon an der Freiwurflinie. Hier standen die Löwen im ersten Viertel insgesamt zwölfmal und trafen – anders als zuletzt in Berlin – sehr ordentlich mit 92-prozentiger Quote. Doch zeichnete sich bereits ab, dass die Löwen erneut zu viele Fouls begingen. Es waren neun in den ersten zehn Minuten, was die Zyprer aber noch nicht gut nutzten. Dennoch fanden die langsam besser ins Spiel und kamen auf sechs Zähler heran – auch, weil die Löwen einiges liegen ließen (20:14, 10. Min.).
Lediglich 31 Prozent hatten Kapitän Chip Flanigan & Co. bisher aus dem Feld getroffen, die Quote von Petrolina war mit 25 Prozent allerdings deutlich schwächer. Und die Kräfteverhältnisse sollten erst einmal so bleiben, die Löwen hatten das Spiel im Griff. Hinten blockten Fru und Tre Mitchell die Würfe des Gegners, die Löwen kontrollierten die Rebounds und schraubten außerdem ihre Zweierquote merklich hoch. Weiter absetzen konnten sie sich zunächst trotzdem nicht, weil sie weiterhin zu oft foulten und den Zyprern mehrfach die „And-one“-Möglichkeit (Korb plus Foul/Freiwurf) gaben. Doch nach einer Ramírez-Auszeit in der 16. Minute (34:28) legten die Löwen vorne wie hinten eine Schippe drauf. Petrolina erzielte bis zur Pause nur noch drei Punkte an der Freiwurflinie, während TJ Crockett Jr., Ferdinand Zylka und Fru für weitere Zähler zur höchsten Führung (43:30) sorgten.
In die Halbzeitpause gingen die Löwen mit einem Vorsprung von elf Punkten, der nach dem Seitenwechsel allerdings schnell schrumpfte. Die Gastgeber stellten immer wieder auf Zonenverteidigung um und das brachte das Ramírez-Team gehörig ins Wanken. Offensiv lief nichts mehr zusammen. „Wir haben grundsätzlich das Richtige getan, aber wir hatten nicht die Entschlossenheit und das Selbstvertrauen, die Plays zu Ende zu bringen“, sagte Jesús Ramírez über diese Phase, die Petrolina ausnutzte. Angetrieben von Taveion Hollingsworth und Brison Gresham erzielten die Zyprer im dritten Viertel sechs Punkte aus Schnellangriffen nach Ballverlusten, sieben Punkte an der Freiwurflinie und wurden auch beim Rebound besser. In der 28. Minute hatte AEK sich schließlich die erste Führung in diesem Spiel geholt (49:50) und die im Sinkflug befindlichen Löwen bei lediglich sechs Punkten gehalten. Fru, der jetzt besser verteidigt wurde, und sein Team wirkten komplett verunsichert, die Trefferquote sank.
Aber die Löwen hatten sich in der letzten Minute des dritten Viertels noch vier Punkte durch Tre Mitchell und Arnas Velička erarbeitet und das war mental wichtig. Denn so gingen sie trotz des klar verlorenen dritten Abschnitts (10:20) mit einer 53:51-Führung in die letzten zehn Minuten. Petrolinas Trefferquote war immer noch nicht berauschend, aber die Gastgeber arbeiteten stark beim Offensiv-Rebound und nutzten einige ihrer zweiten Chancen. Die Partie blieb eng und umkämpft, zumal die Fehlerquote bei den Löwen noch recht hoch war. In der 36. Minute stand es 59:58 für das Ramírez-Team und jetzt war wieder Sananda Fru-Zeit! Der 21-Jährige versenkte zuerst zwei Freiwürfe und ließ dann zwei Dunkings zum 65:58 folgen. Doch damit nicht genug holte Fru anschließend einen Offensiv-Rebound, den Arnas Velička für einen Dreier nutzte. Es war aber nicht nur diese starke Fru-Sequenz entscheidend für den positiven Ausgangs des Spiels. Denn auch die Verteidigung der Löwen war in den letzten Minuten wieder stark und ließ in den letzten fünf Minuten nur noch fünf Punkte zu.
Löwen-Stimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Headcoach Basketball Löwen): „Wir müssen uns über den Sieg freuen und in gewisser Weise auch über die Art und Weise, wie wir gewonnen haben. Wir haben in einigen Momenten offensiv sehr schlecht gespielt. Wir haben grundsätzlich das Richtige getan, aber wir hatten nicht die Entschlossenheit und das Selbstvertrauen, die Plays zu Ende zu bringen. Das hat eine negative Dynamik entfacht, was AEK ausgenutzt und das Spiel für uns in Gefahr gebracht hat. Wir sind mit einer guten Defensive und dem, was wir fordern, ins Spiel zurückgekommen. Wir müssen unser Selbstvertrauen zurückgewinnen und ich bin mir sicher, dass wir das schaffen, wenn wir so kämpfen wie im vierten Viertel. Es war nicht schön und wir sind nicht glücklich, so zu spielen, aber wir nehmen das Positive aus unserem Kampf mit und konzentrieren uns jetzt auf Sonntag.“
Sananda Fru (Center Basketball Löwen): „Ich denke, es war ein wichtiger Sieg für uns. Es ist auswärts und in solchen Hallen nicht einfach zu spielen. Aber wir haben gut gekämpft, auch wenn es zwischendurch schwierig in der Offensive war. Doch am Ende ist der Sieg die Hauptsache.“
Basketball Löwen Braunschweig: Crockett Jr. 13 (3 Assists), Mitchell 8 (7 Rebounds, 3 Assists), Aydinoglu, Ščuka (7 Rebounds), Zylka 3, Velička 7 (7 Assists) Fru 23 (8 Rebounds, 3 geblockte Würfe), Flanigan 9 (6 Rebounds, 3 Assists), Njie 2 (4 Assists), Bom n.e., Kalu 3, Schilling 4.
Petrolina AEK: Hollingsworth 18 (10 Rebounds), Bell 13 (5 Assists), Simitzis 2 (6 Rebounds), Giannaras 3, Sizopoulos 2, Stylianou n.e., Loizides, Hunt 5 (5 Rebounds), Panteli 8, Gresham 12 (10 Rebounds).