Nach den Geschehnissen der vergangenen Tage haben wir mit Löwen-Geschäftsführer und Sportdirektor Nils Mittmann gesprochen. Dabei ging es unter anderem um den Trainerwechsel und die Kaderplanung für die kommende Saison.
Nils, Du hast turbulente Tage hinter dir. Die Löwen wurden von Jesús Ramírez‘ Bitte um Vertragsauflösung überrascht. Kannst du kurz skizzieren, wie das alles abgelaufen ist?
Natürlich sind das viele Dinge, die im Detail vertraulich behandelt werden sollten und wir auch vertraulich behandeln werden. Aber ja, ich kann sagen, dass Jesús‘ Wunsch sehr überraschend kam – für uns quasi aus dem Nichts. Er hat mich angerufen und informiert. Wenige Zeit später poppte auch schon das erste Gerücht dazu über spanische Medien auf. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch gar nichts klar, wir standen erst am Anfang der gesamten Situation und die gestaltete sich nicht ganz so einfach. Es folgten viele Gespräche mit allen Beteiligten und intensive Verhandlungen über eine Ablöse, ehe es zu einer Vertragsauflösung kam.
Die Verhandlungen waren auch der Grund, weshalb sich diese Thematik über eine Woche hingezogen hat?
Ja – neben weiteren Formalitäten, die zudem abgewickelt werden mussten. Jesús hatte einen laufenden Vertrag bei uns und da war es klar, dass die Auflösung nicht ohne eine Ablöse stattfinden kann. Bis hier ein Konsens gefunden wurde, vergingen etliche Tage. So wurde es zu einer unangenehmen Situation für alle Seiten – denn die Gerüchte und Fragen von außen nahmen zu, aber es gab eben noch keinen kommunikationsreifen Stand. Das mussten wir aushalten.
Aber jetzt herrscht Klarheit, auch über den neuen Headcoach. Das ist Kostas Papazoglou. Wie schnell wart ihr euch über die Besetzung im Klaren?
Sofort. Wir haben Kostas auch gleich gefragt, ob er den Posten übernehmen möchte, und er hat ohne Bedenkzeit mit „Ja“ geantwortet. Für uns macht die Besetzung mit ihm aus organisatorischen, aber auch aus sportlichen und fachlichen Gründen totalen Sinn. Er kennt unsere Philosophie, weiß, wie wir spielen wollen und worauf es uns ankommt.
Welchen Einfluss hat der Trainerwechsel auf die Kaderplanung?
Wir haben als Club ein grundlegendes Konzept und eine klare Ausrichtung und die bilden das Fundament für unser Recruitung und unsere Spielweise. Beides wird sich, egal unter welchem Headcoach, nicht ändern. Sicherlich gibt es hier und da Unterschiede, auf welche spielerischen Eigenschaften ein Trainer bei einem Spieler besonderen Wert legt. Aber wir haben den Markt bisher eh vornehmlich sondiert und waren noch mit keinem weiteren potenziellen neuen Spieler vor einem Vertragsabschluss.
Und das ist jetzt anders?
Nicht wirklich (lacht). Wir sind da aber auch nicht im Stress. Unsere Vorbereitung fängt am 11. August an – bis dahin haben wir noch reichlich Zeit. Es gibt also keinen Grund, nervös zu werden. Wir wollten eigentlich ohnehin noch warten, bis die NBA Summer League vorbei ist. Danach ergeben sich neue Chancen und der Markt bewegt sich nochmal. Sollten wir schon vorher von einem Spieler überzeugt sein und uns mit dem einig werden, dann kann es natürlich auch schon vorher zum Vertragsabschluss kommen. Aber wie gesagt, wir sind geduldig und legen lieber Wert darauf, die wirklich passenden Spieler zu finden.
Welche Spieler werden denn noch gesucht?
Ich fange erstmal damit an, dass wir bereits ein gutes Fundament für die kommende Saison haben. Unser Kapitän Chip Flanigan und Ferdi Zylka haben ihre Verträge verlängert, zudem haben u.a. Barra Njie, Luka Ščuka, Benny Schröder aber auch Romario Holloway und Noé Bom Verträge für die kommende Saison. Mit Joshua Obiesie konnten wir eine wichtige Verpflichtung auf den deutschen Positionen tätigen, die uns viel Variabilität im Backcourt gibt. Jetzt gilt es, die noch drei offenen Importpositionen zu besetzen und ggf. noch einen weiteren deutschen Spieler zu verpflichten. Von den drei Importspots soll einer für die 5 kommen und der andere möglichst variabel auf den Positionen 4 und 5 einsetzbar sein. Der noch fehlende Guard sollte scoren, aber auch kreieren können.
Apropos Guard: Gibt es noch Hoffnungen auf eine Rückkehr von Arnas Velička?
Grundsätzlich ja. Arnas hatte eine sehr starke Saison und hat verdientermaßen Begehrlichkeiten geweckt. Wir brauchen schon etwas Glück, um ihn halten zu können. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt.
Und jetzt nach diesen ereignisreichen Tagen – was wünschst du dir für die kommende Saison?
Dass wir die gute Stimmung und Atmosphäre aus der vergangenen Saison mit in die neue nehmen und die Fans unsere junge Mannschaft genauso stark unterstützen, wie zuletzt. Sportlich wollen wir weiter konsequent unser Konzept mit dem Fokus auf Spielerentwicklung umsetzen und attraktiven Basketball spielen, mit dem sich unsere Fans und Partner identifizieren können. Ich wünsche mir, dass wir durch unsere verbesserten Rahmenbedingungen, insbesondere durch die optimale Nutzung unser neues Trainingszentrum, noch besser und schneller die Potentiale unserer zahlreichen interessanten Nachwuchsspieler erschließen und an die Bundesliga heranführen. Es wird sicher eine spannende Saison mit vielen Highlights, aber auch herausfordernd. Nach dem guten Abschneiden in der Saison 2024/25 müssen wir unsere Erwartungshaltung ambitioniert, aber auch realistisch gestalten.
Vielen Dank für das Gespräch, Nils.