Spielergebnis

63:74

Kämpferische Löwen verlangen Pokalsieger alles ab

Kämpferische Löwen verlangen Pokalsieger alles ab

26.03.
2023

Lange das Spiel offengehalten, die Offensiv-Rebounds dominiert und mit ganz viel Einsatz gespielt – aber am Ende stand für unsere Basketball Löwen dennoch die 63:74-Niederlage (36:34) gegen den klaren Favoriten FC Bayern München. Dabei durfte die Saisonrekordkulisse von 4.368 Zuschauenden in der Volkswagen Halle aber lange auf eine Sensation hoffen, denn die Löwen hatten nach einem holperigen Start das zweite Viertel deutlich gewonnen und lagen zur Halbzeit angeführt vom starken Topscorer Dustin Sleva (19 Punkte) knapp mit zwei Punkten gegen den Tabellendritten vorne. Nach der Pause blieb die Partie zunächst eng, weil das Team von Headcoach Jesús Ramírez seine niedrige Trefferquote durch weiterhin starke Reboundarbeit und viele zweite Chancen kompensierte. Doch im Schlussviertel der intensiven Partie schwanden bei den einmal mehr verletzungsbedingt gebeutelten Löwen die Kräfte. Die mussten neben Jilson Bango auch auf Braydon Hobbs verzichten. Der erfahrene Point Guard hat sich unter der Woche an der Schulter verletzt, wodurch seine Saison leider vorzeitig beendet ist.


Die Gäste aus Bayern hatten noch am Freitagabend in der Euroleague deutlich gegen Mailand verloren und sich offensichtlich vorgenommen, darauf gegen die Löwen eine Reaktion zu zeigen. Der amtierende Pokalsieger startete physisch sowie mit hohem Verteidigungsdruck und ließ die noch etwas zurückhaltend agierenden Löwen kaum in einen Rhythmus kommen. Mit 2:10 lag das Ramírez-Team nach drei Minuten zurück und fand erst mit der Einwechselung von Dustin Sleva besser ins Spiel. Der Forward war gleich mit Punkten zum 6:10 zur Stelle, setzte offensiv aber nahezu allein Akzente – und das war zu wenig. Die Bayern bauten ihren Vorsprung über ihre gute Feldquote von 60 Prozent schnell wieder aus und profitierten davon, dass bei den Löwen selbst offene Würfe selten das Ziel fanden (31 Prozent aus dem Feld).

Löwen bei den Offensiv-Rebounds eine Macht

So ging es für den bis hierhin glücklosen David Krämer und Co. mit einem 13:21-Rückstand ins zweite Viertel, in dem die Löwen deutlich entschlossener und griffiger in ihren Aktionen wurden. Das zeigte sich gleich in zwei starken Defensivaktionen von Nicholas Tischler sowie fünf Punkten in Folge zum 18:21. Aus diesem guten Start ins zweite Viertel und einer aggressiven Verteidigung gewann das Ramírez-Team an Selbstvertrauen und spielte viel mutiger. Zwar wurde die Trefferquote nur geringfügig besser, dafür attackierten die Löwen zielstrebiger den Korb, zogen mehr Fouls und standen in diesem Viertel zehnmal an der Freiwurflinie. Aber es gab noch einen weiteren Aspekt, der das Spiel offenhielt: die extrem starke Arbeit am Brett. Die Löwen und allen voran Dustin Sleva holten sich bis zur Halbzeit elf Offensiv-Rebounds. Über diese zweiten oder gar dritten Chancen machten sie die schlechtere Trefferquote wett und hatten sich unter dem tobenden Applaus der Zuschauenden nach 20 Minuten sogar die verdiente 36:34-Führung geholt.

Andreas Obst war nach Nick Weiler-Babb zweitbester Bayern-Scorer. Fotos: Christian Schlüter

Mit 23:13 hatten die Löwen das zweite Viertel für sich entschieden und Bayern-Headcoach Andrea Trinchieri sagte nach dem Spiel nicht umsonst, dass es das erwartet schwere Spiel gegen physische Löwen war. Allerdings kamen die Münchner sehr fokussiert aus der Pause zurück und wurden anders als die Löwen treffsicherer von der Dreierlinie. Der in der ersten Halbzeit schon starke Andreas Obst und der jetzt ebenfalls aufdrehende Nick Weiler-Babb trafen binnen vier Minuten dreimal von „Downtown“. Auf der anderen Seite taten sich die Löwen schwer, gute Würfe herauszuspielen. Zudem hatte David Krämer einen rabenschwarzen Wurftag erwischt und traf am Ende nur einen von elf Dreiern. Aber der Ball lief im ersten Spiel ohne Braydon Hobbs auch nicht so gut durch die eigenen Reihen, wie Ramírez nach dem Spiel andeutete. Als er in der 28. Minute eine Auszeit nahm, lagen die Löwen mit 45:52 hinten. Daraufhin kamen sie auf 49:52 heran, hatten wieder sowas wie ein Momentum, ehe Luc van Slooten nach einem Foul noch ein technisches obendrauf bekam. Damit hatte er in der Summe bereits fünf Fouls kassiert und war somit aus dem Spiel ausgeschieden.

Bayern ziehen an, Löwen machen Fehler

Das ging schließlich mit 51:55 ins letzte Viertel und blieb zunächst durch zwei Löwen-Dreier eng (57:58, 33. Min.). Nun griff Münchens Headcoach zur Auszeit, nach der seine Mannschaft noch einmal deutlich anzog. Die Bayern erhöhten die defensive Intensität, forcierten Löwen-Ballverluste und trafen weiterhin besser. Nach einem 9:0-Lauf der Gäste lag das Ramírez-Team in der 36. Minute schließlich mit zehn Punkten hinten (57:67). Die Löwen bäumten sich angeführt von Divine Myles noch einmal auf und verkürzten auf 61:67. Aber ihnen unterliefen im letzten Viertel fünf Ballverluste, in den drei vorherigen Abschnitten waren es insgesamt sieben Turnovers. Zudem griffen sich die Löwen im letzten Viertel nur noch drei Offensiv-Rebounds, was in diesem physischen Spiel ebenso wie die Ballverluste sicherlich der schwindenden Energie geschuldet war. So endete die Partie mit einem zweistelligen Rückstand, was in Anbetracht der über weite Strecken gezeigten guten Leistung etwas zu deutlich war.

Trainerstimmen:

Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Wir müssen offensiv einen Weg finden, um etwas flüssiger zu spielen. Ich kann mich nicht über unseren Einsatz beschweren, aber wir haben unser Angriffsspiel phasenweise eingestellt. Daran müssen wir arbeiten und ohne Braydon zusehen, dass wir uns leichter und reibungsloser Chancen erspielen. Abgesehen davon möchte ich zum einen den 4.368 Zuschauenden dafür danken, dass sie heute gekommen sind und für unsere beste Kulisse in dieser Saison gesorgt haben. Ich hoffe, dass es so weitergeht und wir dann auch gewinnen. Und zum anderen muss ich einmal mehr ansprechen, dass meine jungen Spieler mehr Respekt verdienen. Wir können nicht ständig Pfiffe gegen Sananda Fru und Luc van Slooten für bewegte Blöcke oder Flopping kassieren. Sie wissen nicht einmal wie man floppt. Es ist ok, wenn das Spiel physisch ist und in eine bestimmte Richtung geht. Das ging es heute und ich gratuliere München, dem Coach und den Spielern zum Sieg. Aber unsere jungen Spieler erhalten jedes Mal Pfiffe ohne Grund gegen sich. Und auch wenn ich mich wiederhole und es vielleicht bedeutungslos ist, aber wir verdienen mehr Respekt und den bekommen wir nicht.“

Andrea Trinchieri (FC Bayern München): „Es war das erwartet schwere Spiel, weil Braunschweig physisch spielt, gut gecoacht ist und eine Idee hat. Zudem kommen wir gerade erst von einem Auswärtsspiel, das wir vor 42 Stunden gespielt haben und konnten gestern nach einem schwierigen Rückflug hierher nichts mehr machen. Im zweiten Viertel haben sie uns in die Verantwortung gezwungen, defensiv solide zu spielen. Aber wir haben im ersten, dritten und vierten Viertel getan, was nötig war, um das Spiel gegen eine Mannschaft zu kontrollieren, die immer hart spielt und in jedem Spiel kämpft. Braunschweig ist viel besser als der Tabellenstand es aussagt.“

Basketball Löwen: Aydinoglu n.e., Krämer 7, N. Tischler 3, van Slooten, Myles 18 (4 Assists), Fru 5, B. Tischler 5, Göttsche n.e., Sleva 19 (9 Rebounds), Amaize 6, Turudic (7 Rebounds).

FC Bayern München: Weiler-Babb 19 (5 Rebounds), Walden 5, Seeley, Giffey 6, Bonga 7, Lucic 8, Obst 15 (3 Assists), Zipser, Wimberg, Gillespie 8 (8 Rebounds), Cheatham 6.

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