Unser Headcoach Pete Strobl bezeichnete es als ein Déjà-vu, was sich am Mittwochabend in der Volkswagen Halle in der Partie gegen die Telekom Baskets Bonn abspielte. „Wir haben am Ende wieder die gleichen Sachen schlecht gemacht: Offensiv-Rebounds hergegeben und zum falschen Zeitpunkt gefoult“, analysierte Strobl die unfassbare 93:94-Niederlage. Seine Mannschaft hatte wie schon in Chemnitz und auch in Hamburg eine starke erste Halbzeit gespielt (55:39) und Anfang des dritten Viertels mit 18 Punkten geführt. Dafür waren vor allem wenige Ballverluste, eine starke 55-prozentige Dreierquote und eine im zweiten Viertel gute Defense verantwortlich. Doch nach der Pause wurde die Löwen-Verteidigung schwächer, während die Bonner, bei denen Assistant Coach Chris O’Shea den erkrankten Headcoach Will Voigt (viraler Infekt) vertrat, dort einen Gang höher schalteten. Beim Strobl-Team häuften sich deshalb die Fehler und wollten im dritten Viertel kaum noch Feldwürfe fallen. So kamen die kämpfenden Gäste angeführt von Hamilton (22 Punkte), Micovic (23) und Babb (20) Stück für Stück heran, ehe es in eine turbulente Schlussphase ging: Beim Stand von 93:90 für die Löwen um ihren Topscorer James Robinson (21) kassierten diese ein sehr strittiges unsportliches Foul gegen sich und das sollte die Partie mitentscheiden. Bonns Isaiah Philmore verwandelte zuerst zwei Freiwürfe, ehe Strahinja Micovic das fehlende Ausboxen der Löwen nach Fehlwurf von Alex Hamilton bestrafte und zum Endstand traf.
Es war ein verrücktes erstes Viertel. Anders als gegen Frankfurt kamen unsere Löwen kaum zum Korb durch, weil die Gäste in der Zone konsequent dicht machten. Die Strobl-Mannschaft verlagerte ihr Spiel deshalb nach außen und versenkte einen Dreier nach dem anderen. Starke sechs von zwölf Würfen von jenseits der 6,75-Meterlinie fanden ihr Ziel! Einen Vorteil konnten sich die Löwen daraus aber nicht erspielen, weil die Bonner im Gegensatz zu den Löwen meistens viel zu einfach zum Korb kamen, bei 100-prozentiger Zweierquote trafen und das erste Viertel so ausgeglichen blieb. Auf Bonner Seite war vor allem Alex Hamilton nicht zu stoppen. Der erzielte 13 Punkte und lieferte sich ein spannendes Duell mit James Robinson, der seinerseits auf acht Punkte kam.
Mit 22:22 ging es ins zweite Viertel und die jungen Wilden mussten kompensieren, dass ihre beiden Big Men Gavin Schilling und Benedikt Turudic bereits je zwei Fouls kassiert hatten. Das gelang ihnen aber gut. Zumal sie jetzt auch „inside“ über Karim Jallow und Martin Peterka mehrfach erfolgreich waren und treffsicher von außen blieben. Die bessere Balance zwischen Innen- und Außenspiel, aber auch die griffigere Verteidigung sorgten dafür, dass die Löwen sich langsam absetzen konnten und sich offensiv in einen Rausch spielten. In den letzten zwei Minuten bis zur Pause versenkten sie vier von insgesamt sechs Dreiern in diesem Viertel und ließen keinen weiteren Bonner Punkt mehr zu. So ging es trotz nach wie vor extrem hoher Bonner Zweierquote (87 Prozent) mit einer verdienten 55:39-Führung in die Kabinen.
Unsere Löwen hatten nach den ersten 20 Minuten bereits 14 Assists aufgelegt, zehn gegnerische Ballverluste forciert, selbst nur 4-mal den Ball verloren und starke 55 Prozent ihrer Dreier verwandelt. Doch an diese starke Leistung konnten sie in der zweiten Hälfte nicht anknüpfen. Nur einer von acht Dreierversuchen fand im dritten Viertel das Ziel. Überhaupt traf das Strobl-Team in diesem Abschnitt lediglich drei Feldwürfe, ging aber vermehrt an die Freiwurflinie. Auf diese Weise blieben die Löwen zunächst weiter klar vorne (66:51, 27. Minute), bis sich die deutlich bessere Verteidigung der Bonner noch mehr bemerkbar machte. Die Löwen verloren in den letzten Minuten dieses Viertels einige Mal den Ball und vergaben jetzt auch Freiwürfe, weshalb die offensiv stärker werdenden Gäste angeführt von Chris Babb auf fünf Punkte herankamen.
70:65 lautete der Spielstand für die mittlerweile stark foulbelasteten Löwen mit Beginn des letzten Viertels, in dem die Bonner in der 35. Minute auf einen Punkt dran waren (77:76). Strobl nahm eine Auszeit und kurz darauf traf Arnas Velička von der Dreierlinie zum 82:78, von der die Löwen seit der 25. Minute nicht mehr erfolgreich gewesen waren. Doch dann schlug wieder die Stunde von Hamilton. Er besorgte den Ausgleich in der 38. Minute, worauf die Löwen konterten und u.a. nach zwei weiteren Dreiern 35 Sekunden vor dem Ende mit 93:87 vorne lagen. Der Sieg schien perfekt. Allerdings traf Babb einen Dreier und dann wurde zuerst ein Offensiv-Foul gegen Karim Jallow und bei noch 17 Sekunden auf der Uhr ein umstrittenes unsportliches Foul gegen Gavin Schilling gepfiffen: Freiwürfe plus Ballbesitz für Bonn. Beide Freiwürfe saßen (93:92) und der darauffolgende Angriff lief über Hamilton. Der verfehlte, allerdings „pennten“ die Löwen beim Ausboxen, weshalb Strahinja Micovic sich den Offensiv-Rebound griff und bei noch 3 Sekunden zum 93:94 einnetzte. James Robinson bekam den letzten Wurf, aber der fand nicht ins Ziel.
Trainerstimmen zum Spiel:
Pete Strobl (Basketball Löwen): „Gratulation an Chris O’Shea und seine Mannschaft. Wir wollen keine Ausrede finden. Wir haben das Spiel verloren, wir haben es aus der Hand gegeben, es ist wie ein Déjà-vu. Wir haben am Ende wieder die gleichen Sachen schlecht gemacht: Offensiv-Rebounds hergegeben und zum falschen Zeitpunkt gefoult. Wir können sagen, wir sind jung, wir lernen, wir spielen sehr hart, wir spielen intensiv, aber wir sind hier, um Spiele zu gewinnen. Jeder von uns ist jetzt sauer. Nicht auf die Schiedsrichter, wir sind sauer auf uns. Wir müssen härter arbeiten, schneller lernen und es schaffen, solche Spiele zu gewinnen. Bonn ist eine gute Mannschaft, aber wir hatten die Chance zu gewinnen und das haben wir nicht geschafft.“
Chris O’Shea (Telekom Baskets Bonn): „Das war ein unfassbares Spiel, sehr spannend am Ende. Braunschweig hätte es verdient gehabt zu gewinnen. Aber unsere Jungs haben in der zweiten Halbzeit Charakter gezeigt und sich wieder zurück ins Spiel gekämpft. Braunschweig hat dann am Ende wichtige Dreier getroffen. Wir haben aber nie aufgegeben. Braunschweig hat gut gespielt. Wir waren in der ersten Halbzeit zu passiv in der Defense, das hat Braunschweig sehr gut ausgenutzt und sehr hochprozentig geworfen. Wir waren in der Halbzeit sehr deutlich, dass wir härter verteidigen müssen. Ich glaube, das haben wir sehr gut gemacht und am Ende irgendwie doch das Spiel gewonnen.“
Basketball Löwen Braunschweig: Wank 7, Watkins n.e., Zeeb 6, van Slooten, Robinson 21 (5 Assists), Peterka 9, Roosch n.e., Velička 18 (9 Assists), Schilling 11, Jallow 18, Turudic 3 (6 Rebounds).
Telekom Baskets Bonn: Hamilton 22 (3 Assists, 3 Ballgewinne), Pollard 2, Thompson IV 6, Micovic 23, Hudson 6, Babb 20, DiLeo 8, Binapfln.e., Kratzer (7 Rebounds), De Oliveira n.e., Philmore 7, Lukosius n.e..
Fotos: SoulClap Media