Sebastian Schmidt: „Ich vernehme eine sehr positive Stimmung“

Sebastian Schmidt: „Ich vernehme eine sehr positive Stimmung“

11.06.
2018

Nach der Saison ist vor der Saison: Das gilt auch für unseren Geschäftsführer. Nach der erfolgreichen Spielzeit 2017/18 spricht Sebastian Schmidt unter anderem über die Aufgaben in der sogenannten Offseason und welche Ziele er sich mit den Löwen für die kommende Saison gesetzt hat.

Sebastian, die Sommerpause ist nur was den Spielbetrieb anbelangt eine Pause. Eigentlich geht es da immer ganz schön rund. Kannst du einen Einblick geben, woran du derzeit arbeitest, beziehungsweise wo deine thematischen Schwerpunkte liegen?

Da muss ich weiter ausholen. Meine Schwerpunkte sind derzeit die Kaderzusammenstellung, die Professionalisierung unseres Nachwuchsbereichs, die Sponsorenpflege und -akquise sowie das Definieren unserer Marke und damit verbunden alle weitere Themen wie zum Beispiel das Marketing und die Kommunikation.

Wie man sich denken kann, ist die Kaderzusammenstellung aktuell ein ganz großes Thema. Unser Headcoach Frank Menz und ich tauschen uns täglich intensiv aus, stimmen uns ab und am Ende führe ich auch die Gespräche mit den Agenten und handle die Verträge aus. Das nimmt viel Zeit in Anspruch und ist teilweise ein sehr langwieriger Prozess. Das gilt gleichermaßen für das Sponsoring. Da finden sowohl in der Saison wie auch jetzt permanent Termine mit Bestandssponsoren oder potenziellen neuen Partnern statt. Viele dieser Gespräche verlaufen positiv, und manche verlaufen nicht so gut – aber das gehört zum Geschäft dazu. Grundsätzlich sehe ich uns in diesem wichtigen Bereich aber auf einem guten Weg. Wir haben bereits einige neue Abschlüsse mit Sponsoren erzielt und sind guter Dinge, zeitnah weitere neue Sponsoren für uns gewinnen zu können.

Neben diesen beiden Themen haben wir vor allem auch im Jugend- und Nachwuchsbereich viel Arbeit vor uns und damit natürlich schon begonnen. Wir wollen und müssen uns in diesem Bereich neu aufstellen. Damit ist kein kompletter Umbruch gemeint. Aber wir müssen neue Stellen schaffen beziehungsweise Positionen neu besetzen, um nachhaltig erfolgreich zu sein und um an die Erfolge aus der Vergangenheit anzuknüpfen. Wir wollen an unserem Standort Top-Nachwuchsspieler ausbilden und das Ziel verfolgen, von ihnen so viele wie möglich zu BBL-Spielern zu formen. Dafür verfügen wir mit unseren Kooperationspartnern MTV Herzöge Wolfenbüttel und der SG FT/MTV Braunschweig und den Teams in der BBL, ProB, NBBL, JBBL und Regionalliga über ideale Voraussetzungen. Hinzukommend haben wir unter anderem mit Maxim Hoffmann und Torben Steinberg zwei gute Trainer im Jugendbereich und werden für eine weitere Professionalisierung auch noch die Position „Chef des Nachwuchsbereich“ sowie die des NBBL-Trainers neu bekleiden. Dazu folgen zeitnah weitere Informationen.

Und woran wird im Bereich Marketing gearbeitet?

Die Bereiche Marketing und Ticketing sowie das über allem stehende und wichtigste Thema „Markendefinition“ sind für mich und meine Mitarbeiter immer präsent – sowohl in der Saison, wie auch jetzt. Wir analysieren permanent, wofür unsere Marke steht, welchen Wert sowie welche Zielgruppen wir haben und gucken uns intensiv an, wie wir uns diesbezüglich in der Kommunikation aufstellen. Am Ende muss sich ein Kreislauf ergeben, der daraus besteht sportlich erfolgreich und dadurch attraktiv zu sein. Dabei gilt grundsätzlich, dass wir als Klub und Mannschaft authentisch und nahbar sein und die Menschen in der Region mit unserem tollen Event bestens unterhalten wollen. Diesbezüglich haben wir gerade zum Ende der Saison gesehen, wie groß unser Potenzial ist. Und das gilt es durch gezielte Aktionen, die wir derzeit planen, in Zukunft weiter auszuschöpfen.

Um attraktiv und sportlich erfolgreich zu sein, ist die schon angesprochene Kaderzusammenstellung mit entscheidend. Die verläuft bisher sehr positiv – wenngleich zuletzt Gerüchte aufkamen, dass der zweitbeste Löwen-Punktesammler DeAndre Lansdowne trotz seines Vertrages wechseln könnte. Wie bist du damit umgegangen?

Dass Gerüchte kursieren und auch trotz bestehender Verträge immer wieder Unruhe gestiftet wird, ist mittlerweile üblich, wenngleich teilweise auch erstaunlich. Für uns war aber immer klar, dass DeAndre kommende Saison bei uns spielen wird. Deshalb sind wir mit diesem Gerücht auch ruhig und entspannt umgegangen. Natürlich hat DeAndre nach dieser Saison seinen Marktwert enorm gesteigert. Und auch wenn wir ihn durch einen Zweijahresvertrag – übrigens ohne Ausstiegsoption – an uns gebunden haben, so blieb nicht aus, dass ihm aufgrund seiner Leistungen andere, wesentlich höher dotierte Angebote gemacht wurden. Dementsprechend mussten wir in den vergangenen Wochen schauen, dass DeAndre, der zweifelsohne einer der wichtigsten Spieler für uns ist, sich weiterhin bei uns wohlfühlt. In guten Gesprächen mit ihm und seinem Agenten haben wir eine gute Lösung gefunden. Aber für uns stand dennoch nie zur Debatte, dass er den Klub wechseln wird.

Das heißt, aktuell stehen acht Spieler aus der vergangenen Saison für die neue Spielzeit unter Vertrag. Darunter sind mit Scott Eatherton, DeAndre Lansdowne, Bazou Koné und Thomas Klepeisz vier Leistungsträger. Wie ist diese Kontinuität möglich gewesen?

Das hat mehrere Gründe: Zunächst einmal muss man festhalten, dass die Spieler sich in Braunschweig sehr wohlfühlen und sie auch realisiert haben, dass sich hier am Standort was tut. Zudem haben sie bei uns die Möglichkeit bekommen, sich weiterzuentwickeln und alle, egal ob Starting Five- oder Nachwuchsspieler, haben eine wichtige Rolle innerhalb des Teams. Das hat dazu geführt, dass alle an einem Strang gezogen haben und wir eine sehr gute Teamchemie hatten – was sich natürlich sehr positiv ausgewirkt hat. Darüber hinaus hat uns für die Verlängerungen der frühzeitig gesicherte Klassenerhalt in die Karten gespielt. Dadurch hatten wir rechtzeitig Planungssicherheit und konnten auch früh Gespräche führen. So zum Beispiel mit Scott Eatherton, den wir zum Erstauen vieler bereits im März verlängern konnten. Für die Verlängerungen mit unseren Leistungsträgern war aber auch wesentlich, dass wir unser Teambudget erhöht haben. Sonst wäre der Verbleib dieser Spieler trotz aller Wohlfühlfaktoren sehr wahrscheinlich nicht möglich gewesen.

Werden kommende Saison aufgrund der Kontinuität und des erhöhten Teametats andere sportliche Ziele als das Erreichen des Klassenerhalts anvisiert. Und wenn ja, wie lauten diese?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist das schwer zu sagen, weil unsere Kaderplanungen noch laufen. Wenn man allerdings die Leistungsträger aus der vergangenen Saison hält und hoffentlich im gegebenen finanziellen Rahmen noch gute Spieler verpflichten kann, dann muss man sich fast zwangsläufig ein neues Ziel setzen. Für uns heißt das Stand heute, dass wir die Leistung aus dem letzten Jahr nicht nur bestätigen, sondern darauf logischerweise noch ein bisschen was drauflegen wollen. Wir wollen uns fest ins Mittelfeld spielen und dann mal gucken, ob wir eventuell ein Auge auf einen Playoff-Platz werfen können. Man darf aber auch keine zu hohe Erwartungshaltung entwickeln. Denn es ist klar, dass wir trotz der Steigerung des Teametats noch ein ganzes Stück von einem sicheren Playoff-Platz weg sind.

Und wie sieht das Ziel bei den Zuschauerzahlen aus? Hier dürfte man sich durch das Halten vieler Spieler und die erfolgreiche vergangene Saison einen weiter steigenden Zuspruch erhoffen.

Die Zuschauerzahlen zu steigern ist ein grundsätzliches Ziel von uns, das wir natürlich auch in der kommenden Saison verfolgen. Wir haben ein tolles Event anzubieten, was sich in unseren verbesserten Zuschauerzahlen in der gerade beendeten Saison gezeigt hat. Die für uns sehr wichtige und realisierte Kontinuität kommt gepaart mit der Authentizität der Mannschaft bei allen gut an und wir glauben, dass dadurch die Identifikation mit dem Team und dem Klub weiter wächst. Die Verlängerungen mit unseren Leistungsträgern war für uns ein immenser und kein einfacher Schritt. Wir hoffen, dass dies neben dem tollen Basketball, den wir weiterhin zeigen wollen, honoriert wird und zu einer weiteren Steigerung der Zuschauerzahlen beiträgt.

Wird das Setup bei den Heimspielen in der Volkswagen Halle zur kommenden Saison wieder verändert, wenn mit einem weiter steigenden Zuschauerzuspruch geplant bzw. dieser erhofft wird?

Ich würde mich freuen, wenn wir das Setup irgendwann wieder ändern könnten und wir 6.000 Besucher im Schnitt in der Volkswagen Halle hätten. Aber man darf nicht so naiv sein und glauben, dass wir das bereits in der kommenden Saison erreichen werden. Wir werden bei dem bisherigen Setup in der Volkswagen Halle bleiben, zumal es auch bei allen sehr, sehr gut ankam und wir wirklich bei allen Heimspielen eine tolle Atmosphäre hatten. Lediglich im VIP-Raum arbeiten wir an einigen Veränderungen, um unseren Sponsoren dort eine möglichst gute Atmosphäre und ein schönes Ambiente bieten zu können.

Bei den Fans ist in den sozialen Medien bislang eine sehr positive Stimmung und Vorfreude auf die kommende Saison zu spüren. Welche Reaktionen erhältst du von den Sponsoren?

Die Kontinuität sorgt auch bei unseren Sponsoren für viel Freude – auch, weil es das schon lange nicht mehr so in dieser Form gab. Dieser Aspekt wie auch die Tatsache, dass Dennis Schröder bei uns Gesellschafter wird, ist in vielen Unterhaltungen mit Sponsoren und Fans immer wieder Thema und fast alle sind der Meinung, dass es eine enorm positive Entwicklung für uns ist. Also ja, ich vernehme derzeit grundsätzlich eine sehr positive Stimmung und das macht viele Gespräche natürlich auch etwas leichter.

Abschließend die Frage: Wie hast du deine erste Saison als Geschäftsführer bei den Basketball Löwen erlebt und wie blickst du in die Zukunft?

Es war eine sehr intensive Zeit. Ich kam Anfang Oktober dazu, also zu einem relativ späten Zeitpunkt. Aber die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat sowie mit den Trainern und den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle lief von Anfang an sehr, sehr gut und hat viel Spaß gemacht. Das ist enorm wichtig und hilft bei der Arbeit. Hinzukommend ist uns schon viel Positives im letzten Jahr geglückt: Wir waren sportlich erfolgreich und haben unsere Zuschauerzahlen um 11,5 Prozent gesteigert. Zudem haben wir ein tolles Event in der Volkswagen Halle angeboten, das bestens unterhalten hat und haben unter anderem mit dem erstmalig veranstalteten Business Cup eine Plattform für unsere Sponsoren zum Kennenlernen, Austauschen, Spaß haben und Netzwerken auf die Beine gestellt und einiges mehr. All das freut mich sehr und treibt mich auch an.

Und natürlich ist mir bewusst, dass unsere zukünftigen Aufgaben deshalb nicht weniger werden und unsere langfristigen Ziele nur durch harte Arbeit erreicht werden können. Aber darauf blicke ich ebenfalls mit Vorfreude und Hoffnung: Denn wenn wir uns in den genannten Bereichen vom Nachwuchs über die BBL bis hin zu Steigerung der Umsatzerlöse und neuer Sponsoringmöglichkeiten positiv weiterentwickeln, dann haben wir auch in Verbindung mit dem Engagement von Dennis Schröder als Gesellschafter so viel Potenzial, wie es das schon lange nicht mehr in Braunschweig gab.

Vielen Dank für das Gespräch.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner