Unsere Basketball Löwen Braunschweig hatten sich nach dem wichtigen Sieg bei den Telekom Baskets Bonn vorgenommen, ihre dort gezeigte defensive Identität in das heutige Spiel bei den ROSTOCK SEAWOLVES mitzunehmen. Das ist nicht gelungen und endete in einer deutlichen 78:101-Niederlage (42:52), für die das erste Viertel entscheidend war. Da ließen die Löwen die ohnehin offensiv- und vor allem transitionstarken Gastgeber ins Laufen kommen und kassierten 32 Punkte, während sie selbst nur 16 erzielten. Diesem Rückstand lief das Team von Headcoach Jesús Ramírez fortwährend hinterher und konnte kurzzeitig aufgrund etwas verbesserter defensiver und offensiver Leistung auf zehn Punkte verkürzen, aber insgesamt reichte der Auftritt – vor allem in der Verteidigung – gegen starke Rostocker einfach nicht aus. Jilson Bango war für die Löwen mit 14 Punkten am erfolgreichsten, bei den Gastgebern war Derrick Alston Jr. mit 23 Punkten Topscorer.
Der Auftakt ins Spiel war verheißungsvoll. Beide Teams hatten offensiv gleich ihren Wurf gefunden und ließen einen Dreier nach dem anderen folgen. Beim Stand von 9:8 aus Löwensicht war die Welt für das Ramírez-Team in der mit 4.222 Zuschauenden gut gefüllten Rostocker StadtHalle noch in Ordnung. Doch dann folgten bei den Löwen Ballverluste und Fehlwürfe, aber auch defensiv fehlte der Zugriff. Es ging plötzlich ganz schnell. Die Rostocker kamen ins Laufen, fanden gute Wurfoptionen oder schlossen mehrfach per Schnellangriff ab. Es geschah eigentlich genau das, was die Löwen vermeiden wollten. Und eh sie sich versahen, war ihnen das Spiel entglitten. Die Hansestädter legten einen 16:0-Lauf aufs Parkett und zogen auf 24:9 davon. Das Problem in dieser Phase war, dass die Löwen auch physisch zu wenig dagegenhielten. „Es ist nicht schlimm, hier zu verlieren. Aber wir können ein Spiel einfach nicht wieder so beginnen wie heute“, sagte Jesús Ramírez über das erste Viertel, das seine Mannschaft schließlich mit 16:32 abgab.
Diesem Rückstand hechelten die Löwen nicht nur hinterher, sondern der wuchs sogar noch auf 22 Punkte an (18:40). Es vergingen noch einige Minuten, ehe die Löwen den Kampf annahmen und präsenter wurden. Das zeigte sich in mehreren Bereichen. Zum einen sammelten die Bigs um Martin Peterka, Amar Sylla und Jilson Bango vermehrt Offensiv-Rebounds und erzielten sechs Punkte aus zweiten Chancen. Zum anderen kämpften sich die Löwen aber auch defensiv rein und fanden darüber mehr offensiven Rhythmus, was sich in gesteigerten Wurfquoten widerspiegelte. Stück für Stück kamen sie so heran und lagen durch eine gute Schlussphase vor der Halbzeit nur noch mit 42:52 hinten.
Ideal wäre es gewesen, diesen Schwung mit ins dritte Viertel zu nehmen und besser in die zweite als in die erste Hälfte zu starten. Doch endete die erste Löwen-Aktion in einem Turnover, bevor beide Teams den Zuschauenden ein spektakuläres Dunk-Festival boten – aber die Verteidigung vernachlässigten. Da die Rostocker im bisherigen Spielverlauf offensiv ohnehin einen besseren Rhythmus hatten, wirkte sich das erneut zu ihrem Vorteil aus. Zumal die Löwen in diesem Abschnitt auch sechsmal den Ball verloren und in den letzten Aktionen des Viertels drei Korbleger hintereinander vergaben. Das nutzten die SEAWOLVES eiskalt aus und waren nach 30 Minuten wieder auf 17 Punkte enteilt (57:74).
Angefeuert von ihren Fans ließen die Hausherren nichts mehr anbrennen. Sie trafen im Schlussviertel vier weitere Dreier – zwei davon fielen direkt hintereinander zum 68:94. Entschieden war die Partie aber schon vorher, in der TJ Crockett Jr. nach seinen Knöchelbeschwerden keine Akzente setzen konnte und die Löwen sich laut Jesús Ramírez größtenteils ganz weit entfernt von ihrer Identität präsentiert haben.
Trainerstimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Glückwunsch an Rostock, die hier eine sehr gute Basketball-Atmosphäre entfacht haben. Wir haben ihnen heute sehr dabei geholfen, und zwar von Anfang an. Ich bin ehrlich gesagt verwirrt, weil wir uns nicht unserer Identität annähern, sondern von ihr entfernen. Es ist nicht schlimm, hier zu verlieren. Aber wir können ein Spiel einfach nicht wieder so beginnen wie heute. Nach dem Bonn-Spiel war die Botschaft klar: Wir müssen die Spannung hochhalten und defensiv den Ton angeben. Stattdessen haben wir uns im ersten Viertel 25 Punkte in fünf Minuten gefangen und Rostock laufen lassen. Das war ganz weit weg von unserer Identität, oder vielleicht sind wir auch einfach nicht konstant. Wie auch immer, es darf dennoch nicht passieren. Wir sind mittlerweile nah an Weihnachten und wissen, dass es Dinge gibt, die wir gut oder auch schlecht machen. Aber unsere Identität muss vorhanden sein. Aber wir haben jetzt zwei Heimspiele und da müssen wir definitiv anders auftreten.“
Christian Held (ROSTOCK SEAWOLVES): „Wir haben heute eine sehr gute Vorstellung abgeliefert und unseren Gameplan von Anfang bis Ende mit einer kurzen Ausnahme durchgezogen. Wir haben unglaublich intensiv verteidigt und sind auch offensiv ins Laufen gekommen. Wenn das passiert, sind wir eine Mannschaft, die immer wieder schwer zu schlagen sein wird. Das Training und die Art und Weise, wie wir in den letzten Wochen trainiert haben, hat uns sehr geholfen, das Spiel heute zu gewinnen.“
Basketball Löwen: Crockett Jr., N. Tischler 2, Zylka 12 (3 Assists), Bango 14 (8 Rebounds), Fru 8 (6 Rebounds), B. Tischler 7, Rorie 12 (5 Assists), Peterka 4 (5 Rebounds), Gerhardt n.e., Njie 11, Sylla 8 (5 Rebounds).
ROSTOCK SEAWOLVES: Nelson 10 (4 Assists), Carter 2 (4 Assists), Clark 6, Goodwin 2, Lockett 15 (6 Assists), Amaize 2, Kolo, Gloger 8, Theis 5, Bradley 8, Alston Jr. 23, Drews 1.