„Mit der Arbeit bei den Löwen habe ich mir einen Traum erfüllt“

„Mit der Arbeit bei den Löwen habe ich mir einen Traum erfüllt“

19.02.
2015

Für Philipp Glawe ist ein Traum wahr geworden. Er hatte schon immer damit geliebäugelt, als Physiotherapeut im Profisport zu arbeiten. Seit letzten Sommer ist das nun Wirklichkeit geworden: Nachdem Philipp vorher im Fitnessloft gearbeitet hat und dort auch erste Berührungspunkte mit dem Basketball hatte, ist er nun Physiotherapeut der Basketball Löwen Braunschweig und in enger Zusammenarbeit mit den HEH-Ärzten um Dr. Gunter Wilhelm dafür verantwortlich, dass die Löwen-Profis gut betreut sind und im Falle von Verletzungen schnell wieder genesen.

Genau dies war kürzlich erst der Fall. Sowohl Trent Lockett wie auch Lucas Gertz waren im Januar mit Bandverletzungen im Sprunggelenk ausgefallen und Philipp war täglich mehrere Stunden mit deren Rehabilitation beschäftigt. Drei bis vier Stunden pro Tag hat er zusammen mit Trent an seinem Comeback gearbeitet und das gleiche Zeitspektrum galt auch für Lucas. „Wir haben bei Trent zu Hause mit der Behandlung angefangen, weil er nicht gut gehen konnte und es so einfacher für ihn war“, sagt der Löwen-Physiotherapeut, der bei einer Verletzung immer sofort mit kompletter Kälte und drastischer Kompression arbeitet. Nach einer Einordnung der Verletzung und der Abklärung mit den HEH-Ärzten geht Philipp in die manuelle Therapie über. Hier kommen dann bestimmte Techniken wie die Fascial-Technik ins Spiel. „Dabei gehe ich voll auf das Band, um hier bestimmte Punkte (tender points) von Spannungen zu lösen. Das kann mitunter richtig weh tun, ist aber eine wichtige Behandlung“, so Philipp. Wenn die Schwellung abgeklungen ist, wird die Stabilität trainiert und Schritt für Schritt daran gearbeitet, dass der Spieler wieder ins Trainings einsteigen kann.

Doch nicht nur dann, wenn die Profi-Basketballer verletzt sind, ist Philipps Terminkalender voll. „Ich mache eigentlich so gut wie keine Pause. Ich bin immer bereit, stehe immer im Stand-by-Modus“, gibt er einen Einblick in seine Tätigkeit. Neben telefonischen Absprachen mit den Ärzten wickelt er auch die Bestellungen des physiotherapeutischen Equipments ab und kümmert sich darum, dass immer alles vorrätig ist. Aber auch das Tapen vor den Trainingseinheiten und Spielen sowie Massagen und das Eincremen der Profis mit Sportsalbe gehört zu seinem Aufgabenspektrum.
„Ich bin 1,5 Stunden vor Trainingsbeginn in der Halle und bereite alles vor. Die Jungs kommen ab eine Stunde vor dem Trainingsstart zum Tapen zu mir. Meistens sind es sieben bis acht Spieler, die ich tapen muss und dabei hat jeder natürlich seine Sonderwünsche“, berichtet Philipp mit einem Schmunzeln. Aber es kommt auch vor, dass er nach einer Verletzung im Abendtraining oder während eines Ligaspiels mit dem Spieler ins Krankenhaus fährt und dort bis nachts verweilen muss. „Das ist aber kein Problem. Das Gute an meiner jetzigen Arbeit ist schließlich, dass ich immer sofort loslegen kann, wenn was passiert ist. In meiner vorherigen Tätigkeit sind oftmals Tage, wenn nicht sogar Wochen vergangen, bis die Patienten bei mir zur Reha aufgetaucht sind. Bei den Basketball Löwen ist das natürlich anders. Da sehe ich, was geschehen ist und kann umgehend mit der Behandlung anfangen“, erzählt Philipp weiter. Genau das würde auch den Reiz seiner Arbeit ausmachen. Und ebenso die Tatsache, dass man im Profisport deutlicher sieht, welche Arbeit man als Physiotherapeut leistet – wie gerade bei Trent Lockett und Lucas Gertz. Beide Spieler waren nach zwei bis drei Wochen Verletzungsdauer wieder zurück aufs Spielfeld gekehrt. Ein Verdienst von Philipp und der medizinischen Abteilung, wie auch Löwen-Trainer Raoul Korner nach dem Sieg über die WALTER Tigers Tübingen in der Pressekonferenz sagte. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass zwei Spieler nach Bandverletzungen binnen so kurzer Zeit wieder ins Spielgeschehen einsteigen können, so Raoul Korner.

Worte, die Philipp schon ein wenig mit Stolz erfüllen. Ihm ist bewusst, dass er Glück hatte, bereits in seinem durchaus noch jungen Alter von 23 Jahren, schon im Profisport tätig sein zu können. „Normalerweise fängt man klein an und arbeitet sich von den unteren Ligen langsam hoch. Bei mir ging alles etwas schneller, weil ich mich vor einiger Zeit schon einmal bei den Löwen auf ein Praktikum beworben hatte und durch Ellen von Borstel auch mit dem Basketball in Berührung gekommen war. Das Praktikum hatte leider nicht geklappt. Letzten Sommer bekam ich aber einen Anruf mit der Frage, ob mein Kontakt an die Basketball Löwen weitergegeben werden dürfte. Da hab ich natürlich ja gesagt, und so kam alles schnell ins Rollen“, blickt Philipp zurück. Es sei ein großer Schritt für ihn gewesen und natürlich habe er anfangs großen Respekt vor seiner Tätigkeit bei den Basketball Löwen gehabt. „Ich bin hier mit mehr Ehrfurcht an meine Arbeit rangegangen. Denn für Profis ist ein gesunder Körper ihr Kapital und da hat man automatisch das Gefühl von mehr Verantwortung“, so der 23-Jährige. Aber mittlerweile hat sich auch der große Respekt gelegt, nicht nur vor der Arbeit sondern auch vor den Spielern. „Wir haben eine sehr entspannte Arbeitsbasis und mein Verhältnis zur Mannschaft ist sehr gut und locker. Ich bin für den einen oder anderen durchaus so etwas wie eine Vertrauensperson – und das freut mich“, sagt Philipp und fügt hinzu: „Ich habe meine Entscheidung, zu den Basketball Löwen zu gehen, zu keinem Zeitpunkt bereut. Ich bin hier komplett zufrieden und finde, dass ich meine Arbeit für mein junges Alter souverän mache. Es war für mich also die richtige Zeit und der richtige Ort. Ich habe mir damit einen Traum erfüllen können und bin auf dem richtigen Weg für meine berufliche Zukunft.“ Gegenwärtig steht aber gerade wieder die Reha mit Lucas Gertz auf dem Programm, damit er schnell wieder fit wird. Der Pechvogel hatte sich vor dem Spiel gegen Bremerhaven erneut eine Bandverletzung zugezogen – dieses Mal jedoch im linken Sprunggelenk.

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