Was für ein Spiel, was für eine Anspannung, was für ein Wahnsinnskrimi! Zwei Verlängerungen benötigten unsere Basketball Löwen Braunschweig am Samstagabend, um schließlich erschöpft, aber auch sehr glücklich einen umjubelten 91:90-Sieg (71:71: 83:83) vor mitzitternden 4.096 Zuschauenden in der Volkswagen Halle gegen die Bamberg Baskets zu feiern. „Alles, was mit Willen, Einsatz und Kampf zu tun hatte, war heute sehr, sehr gut“, lobte Headcoach Jesús Ramírez die Einstellung seiner Mannschaft in der hart umkämpften Partie, in der Ahmaad Rorie zum Topscorer (23 Punkte) avancierte und der extrem defensivstarke Nicholas Tischler auf 15 Zähler kam. Durch den Sieg ist den Löwen die Revanche für die Hinrunden-Niederlage gegen die Bamberger und die Sicherung des elften Tabellenplatzes gelungen.
Zuerst war es in gewisser Weise eine Defensiv- und dann eine Nervenschlacht, in der die Löwen nach schwer umkämpften, intensiven, aber auch fehlerbehafteten 50 Spielminuten die Oberhand über die Bamberger behielten. „Wir haben an uns geglaubt, gekämpft und alles gegeben“, sagte Löwen-Headcoach Jesús Ramírez nach dem Spiel. Aber von Anfang an… Die Fans sahen von Beginn an eine Partie, in der die Verteidigungen beider Teams auf hohem Niveau agierten, die Offensive aber lange – und vor allem bei den Löwen – ohne Rhythmus blieb. Youngster Gian Aydinoglu hatte zwischenzeitig etwas Schwung reingebracht. Dennoch stand nach dem ersten Viertel ein mageres 13:12 auf der Anzeigetafel in der Volkswagen Halle, was schwachen Trefferquoten und etlicher Ballverluste beider Teams geschuldet war.
Ein Augenschmaus war es folglich nicht, was sich auf dem Parkett abspielte. Aber es war ein packender Kampf, den sich die Löwen und ihr Kontrahent lieferten. Das blieb auch so, wenngleich die Gäste aus Bamberg offensiv etwas besser ins Spiel fanden und ihre Trefferquote von 31 Prozent im ersten auf 48 Prozent nach dem zweiten Viertel erhöhten. Das Gegenteil war bei den Löwen der Fall, deren Würfe fielen noch seltener als zuvor. Vor allem die Big Men Jilson Bango und Amar Sylla hatten noch Schwierigkeiten, sich durchzusetzen und trafen zur Halbzeit lediglich zwei von acht Würfen. Da war es wichtig, dass die Löwen stark am offensiven Brett arbeiteten und sich zweite Chancen holten. Allerdings konnten die nicht verhindern, dass Rorie & Co. zur Halbzeit mit fünf Punkten hinten lagen.
Aber die defensiv weiterhin griffigen Löwen steigerten nach der Pause ihre Trefferquote und waren immer wieder drauf und dran, den Rückstand wettzumachen. So zum Beispiel, als Ahmaad Rorie mit einem Dreier das 37:39 erzielt hatte (25. Min.). Allerdings hatten die Bamberger und ihr starker Zach Copeland noch die richtigen Antworten parat, zogen immer wieder Fouls wie auch Freiwürfe und konnten ihren Vorsprung trotz erhöhter Ballverlustquote halten. Ein bisschen Pech der kämpfenden Löwen war jedoch auch dabei. So wollte TJ Crockett Jr. einen Steal per Dunk vollenden, hämmerte den Ball aber auf den Ring und nicht durch die Reuse. Das wäre das 45:48 für die Löwen gewesen. Stattdessen zog Copeland im Gegenzug das Foul und sorgte dafür, dass das Ramírez-Team nach 30 Minuten mit sieben Punkten hinten lag (43:50).
Doch mit Beginn des letzten Viertels erhöhten die Löwen nochmals den defensiven Druck und kamen zu Stopps. Daraus folgte ein 11:3-Lauf, bei dem drei Dreier fielen – darunter auch der erste Dreier von Sananda Fru in dieser Saison. Damit war der Rückstand wettgemacht und die Partie entwickelte sich zu einem Krimi. Insgesamt sechs Führungswechsel gab es im vierten Viertel, in dem der defensivstarke Nicholas Tischler offensiv aufdrehte und seine Löwen immer wieder in Führung warf. So auch in der 38. Minute, als er einen Ballgewinn von Crockett Jr. per Dunk zum 67:63 vollendete. Der Sieg war nah, die Halle stand Kopf. Doch sollte es in den letzten Sekunden wild werden. Jilson Bango traf 18 Sekunden vor dem Ende zwei Freiwürfe zum 69:68 und den anschließenden Angriff der Bamberger verteidigten die Löwen sehr gut. Copeland stieg zu einem schweren Dreier hoch und traf diesen bei noch 0,5 Sekunden auf der Spieluhr. Plötzlich herrschte Stille in der Volkswagen Halle, Jesús Ramírez nahm die Auszeit. Und das letzte Play funktionierte: Es folgte der Einwurf auf Amar Sylla am Brett und der brachte den Ball im Korb unter – Verlängerung, die Fans außer Rand und Band!
Bamberg hatte den besseren Start in die Extrazeit und zog schnell auf vier Punkte davon. Aber die Löwen hatten Ahmaad Rorie, der bis hierhin ohnehin schon ein gutes Spiel gemacht hatte und in dieser wichtigen Phase auftrumpfte. Er hielt sein Team mit acht Punkten in der ersten Verlängerung im Spiel und hatte den Gästen beim Stand von 82:83 wenige Sekunden vor dem Schluss zuerst den Ball geklaut und dann das Foul gezogen. Er ging an die Freiwurflinie und hätte dort den Deckel draufmachen können, traf aber nur einen Freiwurf – zweite Verlängerung.
Durchatmen, sammeln und nochmal alles geben. Das taten die Löwen angetrieben von den Fans, denen die Anspannung auch anzusehen war. Kein Wunder, denn das Spiel blieb eng und packend. Bei noch 73 Sekunden auf der Uhr traf Barra Njie zum 91:88, ehe Copeland einmal mehr von der Freiwurflinie traf. Der Bamberger Topscorer nahm sich auch den nächsten Angriff vor, wurde aber von Amar Sylla gestoppt, der seinen Wurfversuch spektakulär wegblockte. Beide Teams bekamen nochmal die Chance auf Punkte, konnten diese aber nicht nutzen und damit war der gefeierte Löwen-Sieg perfekt.
Trainerstimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Wir haben an uns geglaubt, gekämpft und alles gegeben. Ich habe klar gespürt, dass die Jungs nicht verlieren wollten. Es war sicherlich kein schönes Spiel und es gibt viele Dinge, die wir uns genauer ansehen und verbessern müssen. Aber alles, was mit Willen, Einsatz und Kampf zu tun hatte, war heute sehr, sehr gut. Da waren die Jungs wie Monster. Ich freue mich für das Team und dass wir verstehen, in welche Richtung wir gehen müssen. Außerdem haben wir unseren Fans nach der letzten Niederlage gegen Heidelberg noch etwas geschuldet. Und auch wenn ich es als Trainer nicht schön anzusehen fand, so glaube ich, war das Spiel dennoch unterhaltsam und hat den Zuschauenden einiges geboten. Ich hoffe, dass sie heute mehr Spaß hatten als zuletzt.“
Oren Amiel (Bamberg Baskets): „Wir hatten die Chance zu gewinnen und haben sie nicht genutzt. Wir waren dumm genug, um das Spiel nicht zu gewinnen. Und das ist alles, was ich zu sagen habe.“
Basketball Löwen: Crockett Jr. 2, N. Tischler 15 (3 Assists), Aydinoglu 5, Zylka 10, Bango 11 (5 Rebounds), Fru 6, B. Tischler 4, Rorie 23 (5 Rebounds, 6 Assists), Peterka 5, Njie 4, Sylla 6 (7 Rebounds).
Bamberg Baskets: Herzog, Copeland 27 (3 Assists), Johnson 5 (3 Assists), Nelson 11 (10 Rebounds), Tadda, Wohlrath 1, Kameric n.e., Woodbury 16 (7 Rebounds, 4 Assists), Heckmann 4, Onu 13, Stanic 13 (8 Rebounds), Kuku n.e..