Als die 40 Spielminuten vorbei waren, konnten unsere Löwen einmal ganz tief durchatmen. Die waren am heutigen Sonntag zum Auswärtsspiel bei s.Oliver Würzburg nach vier Niederlagen in Folge mit reichlich Druck angetreten und haben die für sie enorm wichtige Partie nach einer wackeligen Schlussphase mit 87:86 (43:36) gewonnen. Beide Mannschaften machten über das gesamte Spiel viele Fehler (je 21 Ballverluste). Allerdings übernahmen die Löwen ab dem zweiten Viertel die Kontrolle und setzten sich durch gute Trefferquoten und eine bessere Verteidigung verdient ab. Im letzten Viertel hatten sie bereits mit 16 Punkten geführt, ehe sie den Gegner durch eigene Fehler zurück ins Spiel brachten und sich so eine dramatische Schlussphase entwickelte. Die Entscheidung fiel buchstäblich in letzter Sekunde, als David Krämer sich beim Stand von 86:86 einen Offensiv-Rebound griff, dabei gefoult wurde und anschließend von der Freiwurflinie zum Sieg traf. Der Löwen-Guard kam insgesamt auf 14 Punkte, während seine Kollegen Martin Peterka und Tookie Brown mit je 18 Zählern am erfolgreichsten waren. Für Würzburg avancierte Tomasz Gielo mit 19 Punkten zum Topscorer.
Unsere Löwen hatten mit drei Ballverlusten und einem daraus resultierenden 0:5 keinen guten Start ins Spiel. Mit den ersten Punkten von Robin Amaize (2:5) kam die Offensive dann etwas besser in Schwung, allerdings liefen die Löwen diesem Rückstand trotz besserer Feldtrefferquote (57 Prozent) weiterhin hinterher. Der betrug zwischendurch sieben Punkte (11:18, 16:23), wofür einerseits Würzburgs William Buford und Desi Rodriguez, andererseits aber auch die eigenen Fehler verantwortlich waren. Über das Big Men-Duo Owen Klassen und Benedikt Turudic (zusammen elf Punkte) war es den Löwen dennoch gelungen, heranzukommen und nach vier Punkten in Folge auf 20:23 nach zehn Minuten zu verkürzen.
Diesen leichten Schwung nahm das Ramírez-Team mit ins zweite Viertel: Vier Mal netzten Luc van Slooten & Co. in den ersten Minuten des zweiten Abschnitts von der Dreierlinie ein und holten sich dadurch die Führung, aber auch Selbstvertrauen. Das wirkte sich auf die Defensive wie auch Offensive aus. So ließen die Löwen in diesem Abschnitt trotz weiterhin vieler Ballverluste nur 13 gegnerische Punkte zu und erzielten selbst 23. Überhaupt trafen die Würzburger in diesem Viertel nur drei Mal aus dem Feld und verloren acht Mal den Ball, während die Löwen sich nach einem 9:0-Lauf abgesetzt und ihren Vorsprung auf 13 Punkte ausgebaut hatten (42:29, 18. Minute). Weil sie dann aber mehrere Angriffe in Folge ohne Punkte blieben, ging es mit 43:36 in die Pause.
Aus dieser kamen die Löwen fokussiert zurück, was vor allem für Martin Peterka galt. Der erzielte sieben der ersten neun Punkte seiner Mannschaft zur 52:40-Führung (24. Minute). Auf Würzburger Seite war es anschließend ihr Flügelspieler Tomasz Gielo, der heiß lief und drei Dreier hintereinander versenkte. Allerdings hatte David Krämer jetzt eine richtig starke Phase, konnte die Gielo-Punkte von „Downtown“ kontern und setzte nach einem Ballgewinn und spektakulären Dunk zum 58:46 ein Ausrufezeichen. Das Trio Peterka, Krämer und Tookie Brown traf in diesem Viertel fünf Dreier. Nach 30 Minuten stand eine 50-prozentige Dreierquote für die Löwen zu Buche, die insgesamt besser aus dem Feld trafen (53 Prozent) als die Hausherren (43 Prozent), das Spiel kontrollierten und verdient mit 67:56 ins letzte Viertel gingen.
Hier hatten sich unsere Löwen beim Stand von 72:56 ihre höchste Führung geholt und lagen auch in der 36. Minute noch mit 15 Punkten vorne (80:65). Doch dann verloren sie vollkommen den Rhythmus und brachten die Würzburger wieder ins Spiel, die in der 38. Minute nur noch mit 80:75 zurücklagen. Ramírez nahm eine Auszeit, auf die zuerst Amaize einen Freiwurf und dann Peterka einen Dreier zum 84:75 trafen. Das schien bei nur noch 1:40 Minuten auf der Spieluhr zu reichen. Dem war aber nicht so. Stattdessen wurde es dramatisch, weil die Löwen unglaubliche Fehler machten. Von Fehlwürfen, unnötigen Fouls und damit verbundenen Freiwürfen sowie Ballverlusten war alles dabei. So verloren sie auch zwölf Sekunden vor dem Ende beim Stand von 86:84 den Ball, was zum Ausgleich führte. Brown nahm danach bei noch zwei Sekunden einen schweren Dreier, der das Ziel verfehlte. David Krämer war zur Stelle, holte sich den Offensiv-Rebound in letzter Sekunde und wurde gefoult. Er ging an die Freiwurflinie und traf den wichtigen, Sieg-bringenden Wurf zum Endstand.
Trainerstimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Wir haben heute über 34 oder 35 Minuten einen guten Job gemacht. Die Mannschaft hat sich in einigen Aspekten verbessert, an denen wir jeden Tag hart arbeiten, vor allem bei den Rebounds und in der Verteidigung. Ich könnte viele Spieler erwähnen: Martin Peterka holt sechs Rebounds, Ondrej Sehnal hat acht Assists und hat unser Angriffsspiel kontrolliert, außer in den letzten drei Minuten. Wir sind damit zufrieden, dass Spiel gewonnen zu haben. Mit Fans in der Halle wäre das heute aber eine ganz andere Situation gewesen und wir hätten das Spiel hundertprozentig verloren. Ich bin zufrieden, weil wir besser gespielt haben als in den letzten beiden Spielen. Was wir dann aber in den letzten Minuten gemacht haben, darf einfach nicht passieren. Daran müssen wir weiter arbeiten.“
Denis Wucherer (s.Oliver Würzburg): „Wir haben leider im zweiten Viertel den Faden komplett verloren. In dieser Phase ist uns der Rhythmus, der im ersten Viertel sehr ordentlich war, komplett abhandengekommen und wir haben angefangen, den Ball zum Gegner zu werfen. Über unsere Aggressivität haben wir das Spiel in den letzten Minuten noch einmal eng gemacht. Wir hatten aber 21 Ballverluste und nur 17 Assists. Das ist eine Kombination, die selten gut geht, und dazu hatten wir auch zu wenige Rebounds. Dadurch haben wir zu selten auf den Korb geworfen, und dafür ist die Wurfquote nicht ausreichend, um so ein Spiel zu gewinnen. Mit Zuschauern hätten wir alleine schon von der Atmosphäre ein ganz anderes Spiel erlebt. Wir waren gerade im ersten Viertel gut genug, um unsere Fans mit auf die Reise zu nehmen, und dann wäre der Einbruch im zweiten Viertel wahrscheinlich so nicht passiert.“
Basketball Löwen: Brown 18 (3 Assists), Krämer 14 (3 Ballgewinne), N. Tischler 2, van Slooten 9 (3 Ballgewinne), Klassen 10, B. Tischler 1, Peterka 18 (6 Rebounds), Sehnal 3 (8 Assists), Amaize 6 (5 Assists), Turudic 6 (9 Rebounds).
s.Oliver Würzburg: Böhmer n.e., King, Parodi 4 (5 Assists, 4 Ballgewinne), Gielo 19, Albus, Skele 17 (6 Assists), Moller 5 (8 Rebounds), Rodriguez 15 (7 Rebounds), Hunt 7, Hoffmann, Buford 13, Stanic 6.