Kyle Visser: „Ich war jetzt bereit für das Kapitänsamt“

Kyle Visser: „Ich war jetzt bereit für das Kapitänsamt“

29.10.
2014

Kyle Visser ist Identifikationsfigur, Publikumsliebling, derzeitiger Topscorer des Teams und in diesem Jahr auch Kapitän der Basketball Löwen Braunschweig. Wir haben uns mit dem Löwen-Center zum Interview getroffen und mit ihm unter anderem über sein Amt als Kapitän, die derzeitige Auswärtsschwäche und den nächsten Gegner EWE Baskets Oldenburg gesprochen.

Kyle, du bist jetzt dein sechstes Jahr in Braunschweig und hast dich nach einer starken letzten Saison mit konstant guten Leistungen entschieden, hier zu bleiben. Was waren die Gründe dafür?

Kyle Visser: Braunschweig ist für mich und meine Familie wie ein zweites Zuhause. Wir fühlen uns hier einfach wohl. Ich spiele aber auch gerne für Raoul, komme sehr gut mit ihn aus und wollte uns daher nach der enttäuschenden letzten Saison eine neue Möglichkeit geben, dieses Jahr zusammen erfolgreicher zu sein. Außerdem habe ich im Laufe meiner Karriere realisiert, dass es nicht immer nur darum geht, dem besten Angebot hinterherzujagen, sondern es viel wichtiger ist, etwas gemeinsam aufzubauen. Und das war für mich mit ein weiterer Grund, hier zu bleiben.

Du spielst insgesamt schon deine siebte Saison in der Beko BBL. Wie hat sich die Liga deiner Meinung nach in den letzten Jahren entwickelt?

Kyle Visser: Die Beko BBL ist in den vergangenen Jahren immer professioneller geworden. Und ich denke sie kann der Zielsetzung, zu einer der besten Ligen der Welt werden zu wollen, nachkommen. Das hat mit vielen Faktoren zu tun, sportlichen wie wirtschaftlichen. Hier in Deutschland lebt man als Profi nicht nur in sicheren Verhältnissen und weiß, dass das Gehalt pünktlich kommt, sondern hier muss man sich von Jahr zu Jahr auch einem immer stärker werdenden Wettbewerb stellen. In der Beko BBL kann jeder jeden schlagen, wie man gerade am Sieg der BG Göttingen beim FC Bayern München gesehen hat. Zudem kommen auch stetig mehr europäisch renommierte Spieler in die Beko BBL, was der Liga ein kontinuierlich steigendes Niveau verleiht.

Du bist in diesem Jahr zum ersten Mal in deiner Profikarriere Kapitän. Wie fühlst du dich in dieser Rolle?

Kyle Visser: Wir haben ein Team, in dem es mehrere Führungsspieler gibt, weshalb ich nicht so eine große Last auf meinen Schultern spüre. Aber natürlich will ich Verantwortung übernehmen und wollte dieses Jahr auch eine Führungsposition im Team haben. Ich fühle mich damit sehr wohl. Denn ich kann in dieser Rolle Dinge tun, die mir ohnehin gut liegen, wie zum Beispiel meine Mitspieler zu ermutigen, viel mit ihnen zu reden und voranzugehen. Natürlich ist es auch eine Ehre für mich, Kapitän sein zu können und dass mir diese Funktion vom Team zugetraut wurde. Für mich war es nach meinen vielen Jahren in der Beko BBL jetzt aber auch der nächste logische Schritt. Um so ein Amt übernehmen zu können braucht man Erfahrung, eine gewisse Reife und Zeit und ich sah mich jetzt bereit dafür.

Du sprichst von mehr Erfahrung und Reife, die du erlangt hast. Wie siehst du darüber hinaus deine Entwicklung in den letzten Jahren?

Kyle Visser: Ich verstehe das Spiel mittlerweile deutlich besser und kann es entsprechend besser einschätzen. Ich habe auch mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten gewonnen und weiß, welche Rolle ich einnehmen kann. Nach so vielen Jahren habe ich zudem gelernt, worauf es wirklich ankommt. Natürlich ist es schön, dass ich derzeit gute Statistiken habe. Aber für mich ist es viel wichtiger geworden, dass wir unsere Spiele gewinnen. Als ich als junger Spieler hierherkam, hatte ich mehr meine eigenen Zahlen im Auge. Jetzt liegt der Fokus für mich ganz klar auf unserer Bilanz. Und zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich und wir damit natürlich nicht zufrieden sind.

Du hast es angesprochen: Der Saisonstart war durchwachsen. Zu Hause lief es mit Siegen über die Brose Baskets und medi bayreuth sowie einer Niederlage gegen den MBC ordentlich, auswärts seid ihr jedoch noch gar nicht in Schwung gekommen und habt alle drei Spiele klar verloren. Wie erklärst du dir diese gegenwärtige „Auswärtsschwäche“?

Kyle Visser: Das ist schwer zu sagen. Aber ich glaube, es ist vor allem eine Kopfsache. Und natürlich sind Auswärtsspiele auch immer schwieriger zu spielen. Doch grundsätzlich gibt es überhaupt gar keine Ausrede dafür, dass wir in fremden Hallen noch nicht zu unserem Spiel gefunden haben und uns bisher die nötige Intensität gefehlt hat. Daran arbeiten wir intensiv, und ebenso daran, dass wir zukünftig unseren Gameplan über 40 Minuten verfolgen. Das ist ein weiterer entscheidender Aspekt, den wir besser umsetzen müssen.

Die nächste Möglichkeit zu zeigen, dass es auswärts besser geht, lässt nicht lange auf sich warten: Ihr spielt am Samstag (20.30 Uhr) bei den EWE Baskets Oldenburg. Warum glaubst du, werdet ihr dort dieses Mal die nötige Energie und Aggressivität auf’s Parkett bringen?

Kyle Visser: Zunächst einmal gehe ich grundsätzlich davon aus, dass wir den Schalter umlegen können. Ebenso weiß ich auch, dass wir viel besser spielen können und auswärts noch viel Luft nach oben haben. Es ist jetzt an der Zeit, dies abzurufen und wir haben in dieser Woche bislang auch sehr fokussiert auf das Spiel hingearbeitet. Zudem ist Oldenburg ein Top-Team und qualitativ sehr stark besetzt – da ist man zwangsläufig gefordert, mit hoher Intensität zu spielen, weil man sonst nämlich gar keine Chance gegen sie bekommt.

Du wirst es in diesem Spiel vor allem mit Adam Chubb zu tun bekommen. Der EWE Baskets-Center spielt bislang richtig stark und kommt auf 17,3 Punkte sowie sieben Rebounds pro Spiel. „Freust“ du dich schon auf dieses sicherlich spannende Duell?

Kyle Visser: Ich kenne Adam Chubb quasi seitdem ich in der Beko BBL bin und habe Spiele gegen ihn immer als besondere Herausforderung empfunden. Adam war in der letzten Saison lange verletzt. Um so beachtlicher ist es, mit welchen Statistiken er dieses Jahr überzeugt. Das sagt aber auch viel über ihn und seine Qualität aus, wovor ich großen Respekt habe. Adam ist ein ziemlich kompletter Spieler, und es gibt mir immer einen extra Energieschub, wenn ich gegen ihn spielen muss.

Letzte Frage: Hast du in der Aufarbeitung der Tübingen-Niederlage und in der Vorbereitung auf das Oldenburg-Spiel als Kapitän etwas Besonderes getan oder tun können?

Kyle Visser: Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass wir zu viel denken und zu wenig spielen. Ich habe darüber mit Raoul und auch mit meinen Kollegen gesprochen. Wir müssen weniger denken, dafür aber mehr Aggressivität aufs Parkett bringen und an uns glauben. Das habe ich den Jungs in dieser Woche gesagt, unabhängig davon, dass ich ohnehin viel mit ihnen gesprochen habe und dies auch weiterhin tun werde. Das würde ich jedoch nicht als eine besondere Tat bezeichnen, sondern ist für mich als Kapitän eine normale Sache.

Danke Kyle und viel Erfolg für Samstag.

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