Es war ein kurzes, aber dennoch schönes Vergnügen. Nach zehn Jahren hatten sich unsere Löwen – powered by Dermaroller – erstmals wieder für das TOP FOUR des MagentaSport BBL Pokals qualifiziert und das war schon ein großer Erfolg. Sie waren als Außenseiter in dieses Event und das heutige Halbfinale gegen die HAKRO Merlins Crailsheim gegangen, das die Mannschaft von Headcoach Jesús Ramírez mit 71:85 (36:46) in der Berliner Mercedes-Benz Arena verlor. Dabei zeigte sie aber eine sehr starke kämpferische Leistung. So kamen die Löwen im dritten Viertel nach einem Zehn-Punkte-Rückstand zur Halbzeit angeführt vom bärenstarken Topscorer David Krämer (25 Punkte) zurück und holten sich die Führung. Diese Aufholjagd war den #jungwildhungrigen Löwen besonders hoch anzurechnen, da sich ihr Starting Point Guard Tookie Brown im zweiten Viertel am Oberschenkel verletzte und nicht mehr mitwirken konnte. Ohne ihn nahmen sie ein 57:57 mit in die letzten zehn Minuten, in denen die Löwen allerdings zu viele Fehler machten. Diese bestraften die insgesamt konstanter spielenden Crailsheimer und ihr MVP-Kandidat TJ Shorts (26 Punkte) und zogen durch einen 11:0-Lauf unaufhaltsam davon. Zwar tue diese Niederlage laut Ramírez sehr weh, weil sie durch die eigenen Fehler zustande kam. „Aber die Mannschaft kämpft, als gäbe es kein Morgen mehr“, so der Löwen-Headcoach, der hinzufügte: „Ich habe ihnen gesagt, dass ich sehr stolz auf sie bin und sie müssen auch selbst stolz auf sich sein. Das gilt nicht nur für heute, sondern für die gesamte Saison und unsere Entwicklung.“
Der Beginn des Spiels war aus Löwensicht verheißungsvoll. Defensiv stand das Ramírez-Team sehr gut und konnte wichtige Zeichen setzen. So blockte Owen Klassen zuerst TJ Shorts, dem anschließend von Nicholas Tischler der Ball geklaut wurde. Ihre wachsame Verteidigung belohnten die Löwen mit erfolgreichen Aktionen in der Offensive. Zwar wollten ihre Dreier kaum fallen (1/4), dafür kamen sie gut zum Korb durch oder erarbeiteten sich zweite Chancen. Sechs Offensiv-Rebounds griffen sich die Löwen in den ersten zehn Minuten, einer davon führte zum 10:5. Die höchste Führung in diesem Viertel folgte direkt danach: Nicholas Tischler ließ es mit einem Dunk zum 12:5 krachen. Doch dann kamen die Merlins besser ins Spiel und waren zwei Mal durch Schnellangriffe zum 12:11 erfolgreich. Nach einer Auszeit von Ramírez waren die Löwen aber wieder aufmerksamer und konnten ihren Vorsprung behaupten.
Mit 21:19 gingen David Krämer und Co. in den zweiten Spielabschnitt und machten entschlossen weiter. Sie setzten sich nach zwölf Minuten auf sechs Punkte ab, ehe Crailsheims Headcoach Sebastian Gleim zur Auszeit griff. Seine Mannschaft war anschließend viel aggressiver und das wirkte sich auf die Löwen aus. Die spielten plötzlich verunsichert, kamen kaum noch zum Korb durch und verloren auch einige Male den Ball. Ganz anders die Merlins. Die kamen jetzt richtig ins Laufen und während bei ihnen alles ging, war es bei den Löwen genau andersherum. Sie sind fast vier Minuten ohne Punkte geblieben, und in dieser Zeit war der Gegner durch einen 16:0-Lauf auf 25:35 davongezogen. Mitten in dieser schwierigen Phase verloren die Löwen auch noch ihren Spielmacher Tookie Brown, der sich verletzte. Er war bis hierhin zusammen mit David Krämer einer der besten Löwen, und Krämer war es auch, der schließlich den Negativlauf seines Teams stoppte. Allerdings taten sich die Löwen aus dem Feld insgesamt enorm schwer und trafen hier nur bei 33-prozentiger Quote. Die Crailsheimer verwandelten 51 Prozent und netzten anders als im ersten Viertel jetzt auch Dreier ein. So konnten die Löwen nicht verkürzen und nahmen den Zehn-Punkte-Rückstand mit in die Pause (36:46).
Was auch immer Jesús Ramírez seiner Mannschaft in der Kabine gesagt hatte – es trug Früchte. Die Löwen spielten zurück auf dem Parkett mit derselben defensiven Intensität wie zu Beginn der Partie. Darüber erarbeiteten sie sich Stopps und trafen endlich ihre Dreier. Die Quote zur Halbzeit betrug magere neun Prozent, doch jetzt rauschten gleich drei in Folge durch die Reuse. So gelang der Ramirez-Mannschaft in den ersten drei Minuten des dritten Viertels ein 11:0-Lauf und hatte sich damit wieder die Führung geholt (47:46, 23. Min.). Insgesamt präsentierten sich die Löwen mit anderer Körpersprache, blieben in der Verteidigung vor ihrem Gegner und setzten Ausrufezeichen – wie zwei Blöcke von Owen Klassen. Aber beide Teams waren in dieser Phase auch für Fehler anfällig und ließen gute Möglichkeiten aus. So blieb die Partie eng, die mit 57:57 ins letzte Viertel ging.
Hier blieben die Löwen nur in den ersten Minuten durch den überragenden David Krämer dran, ehe sie zweimal den Ball verloren und die Merlins das prompt mit einfachen Fastbreak-Punkten bestraften. Insgesamt gelang dem Gegner aufgrund zu vieler Löwen-Fehler in dieser Phase ein 11:0-Lauf, auf den fast nur noch Krämer Antworten hatte. Von den nur 14 erzielten Punkten seiner Mannschaft im letzten Viertel, kamen neun von ihm. Das war als Team zu wenig, um gegen die Crailsheimer und ihren starken Point Guard TJ Shorts zu bestehen. Der hatte spätestens in der 38. Minute nach einem Ballgewinn und seinen Punkten zum 66:81 die Halbfinal-Niederlage der bis zum Schluss kämpfenden Löwen entschieden.
Trainerstimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Glückwunsch an Sebastian Gleim und die gesamte Crailsheimer Organisation. Sie haben uns in dieser Saison zweimal geschlagen und beide Male war es verdient. Wir haben mit einigen Problemen und Widrigkeiten zu tun, durch die sich unsere Jungs toll durchkämpfen. Das heißt nicht, dass wir präzise spielen, unsere Plays gut ausführen oder schön spielen. Aber die Mannschaft kämpft, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sehr stolz auf sie bin und sie müssen auch selbst stolz auf sich sein. Das gilt nicht nur für heute, sondern für die gesamte Saison und unsere Entwicklung. Auf der anderen Seite muss dieser Sieg weh tun. Er tut mir weh und ich hoffe, er tut dem Team weh. Diese Niederlage heute muss Schmerz hervorrufen. Der Grund dafür ist, dass wir das Spiel wegen unserer Fehler verloren haben. Nachdem wir nach dem Rückstand und von unseren Problemen zurückgekommen sind, haben wir diverse Fehler gemacht und müssen da einfach als Team besser agieren. Das ist eine weitere Lernstufe auf unserer Reise und ich hoffe, wir können das FIBA-Fenster dazu nutzen, ein wenig durchzuatmen und uns von unseren Verletzungen zu erholen. Danach müssen wir weiterarbeiten und einfach besser und besser werden.“
Sebastian Gleim (HAKRO Merlins Crailsheim): „Danke für die Glückwünsche. Jedes Team, das im Halbfinale steht, spielt guten Basketball. Wir wussten, dass Braunschweig immer wieder extrem starke Läufe hatte. Wir haben uns direkt zu Beginn des Spiels schwergetan und auch aus der Kabine heraus war Braunschweig in Phasen besser. Dann haben wir es geschafft, vor allem defensiv besser zu spielen und die entscheidenden Phasen präsenter zu sein. Wir haben unser Tempo angenommen und hatten viele Schnellangriffe, aus denen wir punkten konnten. Wir haben bei einigen Abschlüssen etwas zu sehr gezögert. Das wollen wir morgen unbedingt besser machen und in ein für unsere Organisation historisches Spiel mit dem großen Glauben gehen, diesen Pokal zu gewinnen.“
Basketball Löwen: Brown 8, Krämer 25 (9 Rebounds), N. Tischler 2, van Slooten (5 Rebounds), Klassen 12, Fru, B. Tischler 3 (5 Rebounds), Peterka 14 (6 Rebounds, 3 Assists), Sehnal 3 (8 Assists), Turudic 4.
HAKRO Merlins Crailsheim: Shorts 26 (9 Assists), Lewis 5 (5 Rebounds, 3 Assists), Stuckey 12, Lasisi 15, Harris 7, Bleck 6, Kindzeka, Kovacevic 1, Radosavljevic 3, Gudmundsson 2, Aririguzoh 8 (8 Rebounds).
Fotos: Christian Schlüter