Ich muss als „Routinier“ vorangehen und meine Erfahrung weitergeben

Ich muss als „Routinier“ vorangehen und meine Erfahrung weitergeben

27.05.
2016

Nicolai Simon wird auch in der kommenden Saison im Löwen-Trikot auf dem Parkett stehen und damit in sein drittes Jahr in der Löwenstadt gehen. Wir haben uns den Guard zum Interview geschnappt, um mit ihm einen Blick zurück auf die vergangene Spielzeit, aber auch einen Blick nach vorne – auf die neue, herausfordernde Saison zu werfen.

Nico, eure Saison 2015/16 ist jetzt seit fast vier Wochen vorbei. Konntest du schon ein wenig von der Saison abschalten und deinen Akku neu aufladen?

Nicolai Simon: Ja, ein bisschen schon. Wir waren zwar noch nicht wirklich im Urlaub, aber ich habe den Mai genutzt, um ein wenig Abstand zu gewinnen und kleine Wehwehchen wie auch Verletzungen auszukurieren. Zudem waren wir ein bisschen unterwegs, zum Beispiel in Berlin beim Euroleague Final Four, was ein tolles Erlebnis war – wenngleich auch verdammt teuer (lacht).

Wie gelingt es dir, Abstand zu gewinnen?

Jetzt natürlich vor allem durch unsere kleine Tochter, die uns bestens auf Trab hält. Aber auch das Studium hat mich in den vergangenen Wochen wieder mehr in Beschlag genommen, so dass ich mich mehr diesem als den Gedanken über Basketball widmen musste.

Dennoch müssen wir natürlich über Basketball reden. Ihr habt am Ende – wie auch schon im Vorjahr – knapp die Playoffs verpasst. Ärgerst du dich rückblickend über manch ein verlorenes Spiel?

Sicherlich war es wieder denkbar eng und die ein oder andere Niederlage tut schon noch weh. Wir haben vor allem in der Rückrunde einige Spiele unnötig verloren, haben allerdings auch Partien gewonnen, von denen man es nicht unbedingt erwartet hat. Letztendlich hat es nicht geklappt und das war ausgesprochen schade, weil wir die Playoffs natürlich unbedingt erreichen wollten. Mit der Saison dürfen wir aber insgesamt dennoch zufrieden sein.

Apropos zufrieden… reflektierst du im Anschluss an die Saison deine eigene Leistung und nimmst dir Dinge vor, die du verbessern kannst/möchtest?

Die Gedanken darüber, was ich ändern oder verbessern kann, finden ständig statt. Ich habe in der vergangenen Saison offensiv nicht so viel Verantwortung getragen, weil wir mit Keaton Grant und Derek Needham zwei Spieler im Team hatten, die zusammen mit Kenny Frease vornehmlich die Würfe bekamen. Ich habe mich dementsprechend gefügt, hätte aber gerne mehr Verantwortung bekommen. Das möchte ich in der kommenden Saison tun. Da will ich die Mannschaft offensiv mehr tragen und mehr in Erscheinung treten.

Du besitzt einen laufenden Vertrag, hattest aber eine Ausstiegsoption. Trotz des geringeren Teametats und dem damit verbundenen Kampf um den Ligaverbleib hast du entschieden, ein Löwe zu bleiben. Was waren deine Beweggründe?

Ich stand in engem Kontakt zu meinem Agenten und habe mich viel mit ihm und meiner Freundin beraten. Sicher ist die aktuelle Budget-Situation etwas, womit man nicht gerne konfrontiert wird. Ich bin auch nach Braunschweig gekommen, um hier um die Playoffs mitzuspielen, an denen wir in den vergangenen beiden Jahren knapp dran waren. Daher ist es sehr schade, dass es sportlich nun vermutlich erst einmal in eine andere Richtung gehen wird – schade für die Stadt und den Klub. Am Ende war für mich aber ausschlaggebend, dass wir uns hier sehr wohlfühlen und es für uns eigentlich nie wirklich in Frage stand, bleiben zu wollen. Außerdem hatte ich gute Gespräche mit Frank Menz und finde sein Konzept sehr interessant. Das hat zusammen mit dem Wohlfühlfaktor dazu beigetragen, dass wir uns für einen Verbleib in Braunschweig entschieden haben.

Du hast als deutscher Spieler selber erfahren, wie schwierig es ist, sich auf BBL-Parkett gegen die Imports zu behaupten und Spielzeit zu bekommen. Vor diesem Hintergrund dürftest du den zukünftig von Frank Menz geplanten Weg befürworten, oder?

Auf jeden Fall. Ich hätte mich extrem gefreut, wenn ich als junger Spieler selber die Möglichkeit bekommen hätte, in so einem Konzept spielen zu können und gefördert zu werden. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass so ein Konzept, in dem man mehr auf deutsche und auch junge deutsche Akteure setzen möchte, langfristig ausgelegt und von allen unterstützt werden muss. Damit meine ich den Klub, die Verantwortlichen, aber auch die Fans. Man muss Geduld mitbringen und darf nicht in den ersten zwei, drei Jahren erwarten, dass man in der Tabelle nach oben Richtung Playoffs schielen kann. Es wird ein Entwicklungsprozess sein, bei dem ich als „Routinier“ vorangehen muss. Ich kenne diese Situation, als junger Spieler auf dem BBL-Parkett zu stehen und kann etwas von meiner Erfahrung weitergeben. Daher sehe ich meine Rolle in der kommenden Saison auch wichtiger an als zuvor.

Stellt es für dich eine besondere oder andere Form der Herausforderung dar, um den Klassenerhalt zu spielen?

Ich weiß, was es bedeutet, um den Klassenerhalt zu spielen. Mit Paderborn waren wir damals in einer ähnlichen Situation, sind aber leider abgestiegen. Grundsätzlich ist es natürlich so, dass gewinnen mehr Spaß macht und ich gewinnen will. Aber bemessen an der Budget-Situation und der Neuausrichtung geht es realistisch betrachtet erst einmal nur um den Klassenerhalt. Wie bereits gesagt, werden wir eine gewisse Zeit benötigen, in der wir uns finden und die jungen Spieler sich an das Niveau gewöhnen müssen. Man wird aber gerade bei ihnen vermutlich schnell eine Entwicklungsprozess feststellen, der auch nötig sein wird. Denn am Ende des Tages geht’s dann doch darum, Spiele zu gewinnen, wenn man die Liga halten möchte.

Wie sieht dein Fahrplan aus bis die Saisonvorbereitung startet?

Den Mai habe ich zur Regeneration genutzt, habe jetzt aber schon wieder mit leichtem Fitnesstraining angefangen und plane im Juni/Juli, mit einem Athletiktrainer zu arbeiten. In bin zwischendurch auch noch viel unterwegs und muss zu Präsenzveranstaltungen an der Uni nach Ansbach, was mir unter der Saison nicht möglich war. Außerdem werden wir noch für eine Woche an den Gardasee und nach Dänemark fahren. Es steht also noch allerhand auf dem Programm, bevor es wieder richtig losgeht!

Viel Spaß dabei und danke für das Gespräch!

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