„Ich bin jetzt vielleicht der fitteste Luis aller Zeiten“

„Ich bin jetzt vielleicht der fitteste Luis aller Zeiten“

01.02.
2018

Sein Comeback auf BBL- und ProB-Parkett naht: In den Partien gegen die EWE Baskets Oldenburg und die Rockets aus Erfurt stand Luis Figge nach längerer Verletzungspause wieder im Löwen-Kader. Im Interview spricht unser 20-jähriger Guard unter anderem darüber, weshalb er komplettes Vertrauen in seinen Fuß bzw. Körper hat, was er aus dieser langen Verletzungszeit für sich mitgenommen hat und wann er voraussichtlich erstmals wieder zum Einsatz kommen wird.

Luis, du hast eine längere Leidenszeit hinter dir. Dennoch hat man dich in dieser Zeit fast immer bei guter Laune gesehen.

Das stimmt. Ich bin grundsätzlich ein glücklicher Mensch und glaube, dass man jeden Rückschlag wie Verletzungen in zweierlei Hinsicht betrachten kann. Man kann natürlich Trübsal blasen und sich sagen: „Jetzt bin ich wieder drei Monate raus und muss erneut von vorne anfangen.“ Oder man fragt sich, was man Positives daraus mitnehmen kann? Die Verletzungen haben mich dazu motiviert, mich in Sachen Ernährung, Krafttraining und Übungen zu verbessern bzw. umzustellen und Routinen zu entwickeln. Ich habe es zum Beispiel morgens zur Gewohnheit gemacht, gleich meinen Fuß zu bewegen und Stabilisationsübungen durchzuführen. Und obwohl meine Blutwerte super waren und sind, nehme ich jetzt auch ein paar Nahrungsergänzungsmittel wie Calcium und D3. Es gibt kleine Dinge, die man verbessern kann. Und ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, eine positive Einstellung zu haben und die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Denn mit schlechter Laune helfe ich niemandem, weder mir noch der Mannschaft.

Du hattest zuerst einen Ermüdungsbruch im rechten Fuß erlitten und seit dem vergangenen Sommer folgten zwei Brüche im linken Mittelfußknochen. Denkt man bei der Rückkehr auf das Parkett darüber nach oder hakt man das schnell ab und baut rasch wieder Vertrauen in den Fuß bzw. Körper auf?

Ich denke, es hat immer damit zu tun, welche Ursachen die Brüche haben. Mein erster Bruch im rechten Mittelfußknochen war Folge eines klaren Überlastungssyndroms. Ich habe damals einfach zu viel gemacht und weiß das heute. Aber der Bruch ist vollständig ausgeheilt und ich habe seit einem Jahr überhaupt keine Probleme mehr mit dem Fuß. Die Brüche links waren durch Unfälle, äußere Einwirkung forciert. Nach dem ersten Bruch habe ich mich nach zwölf Wochen wieder wohlgefühlt. Und der zweite Bruch im linken Fuß passierte auch nicht an der gleichen Stelle, sondern einen guten Zentimeter drüber. Auch diese Verletzung ist dadurch entstanden, dass ich während des Spiels auf einen anderen Fuß getreten und umgeknickt bin. In meinen Fuß wurde nun eine Titanschraube eingesetzt, die durch beide Bruchstellen geht und alles super zusammenhält. Ich spüre die Schraube überhaupt nicht, sie sitzt perfekt. Und ich kann damit noch ein paar Jahre spielen und vertraue dem Material zu 100 Prozent. Daher hatte und habe ich wenig Bedenken gehabt, den Fuß wieder zu belasten und habe absolutes Vertrauen in meinen Körper.

Das heißt, der Kopf ist komplett frei?

Sicherlich merke ich bei extremen Bewegungen noch ein bisschen was und versuche daher, extreme Bewegungen mit links zu vermeiden. Demzufolge ist da schon eine kleine mentale Blockade vorhanden, aber das wird mit jedem Schritt, mit jeder Seitwärtsbewegung besser.

Du hast lange und hart für dein Comeback gearbeitet. Wie sah dein Reha-Programm in den vergangenen Wochen bzw. Monaten grob skizziert aus?

Seit der Operation sind bis jetzt gute zwölf Wochen vergangen. Die Reha fing damit an, dass ich einen medizinischen Schuh in Kombination mit Krücken tragen musste. Ich durfte den Fuß 6,5 Wochen nicht belasten und konnte dann die Krücken erstmals weglegen. Seit Tag eins der Verletzung habe ich sofort mit der Physiotherapie angefangen. Ich habe die ganze Zeit über Kräftigungsübungen, auch für die Oberschenkel und den Rumpf, gemacht und zudem viel jongliert, um meine Koordination zu trainieren. Hinzukommend kamen viele Stabilisationsübungen, die ich parallel zu den Trainingseinheiten der Mannschaft in der Halle gemacht habe. Und dann folgten irgendwann Laufübungen, wie z.B. Sprints.

Es ist auffällig, dass du trotz langer Pause sehr fit und trainiert aussiehst. Fühlst du dich auch so?

Ja, ich habe das Gefühl, dass ich stärker zurückkomme und vielleicht der fitteste Luis aller Zeiten bin (lacht). Ich kann gefühlt höher springen als vorher und fühle mich auch stärker. Ich habe gemerkt, dass ich im Krafttraining noch anders arbeiten kann. Ich mache jetzt eher ein athletisches Krafttraining, vor allem für die Beine. Und auch wenn ich einen Durchhänger habe und die Beine sich schlapp fühlen, dann trainiere ich dennoch – weil es wichtig ist und es sich vier Tage später gut anfühlt. Ich habe in dieser gesamten Zeit auf jeden Fall viel über meinen Körper dazugelernt und ich komme physisch, aber auch mental stärker aus diesen Verletzungen zurück.

Beim Spiel in Oldenburg und im Heimspiel gegen Erfurt standest du schon im Kader und hast das Warm-Up mitgemacht. Dein erster Einsatz naht also?

Gegen Oldenburg stand ich schon im Kader, weil Consti (Anmerkung: Constantin Ebert) an diesem Tag in der ProB für die MTV Herzöge Wolfenbüttel im Einsatz war und deshalb ein Platz im Kader frei war. Ich konnte, wollte und durfte mitfahren und es war auch wichtig für den Kopf, dass der Coach gesagt hat „Du bist wieder dabei“. Für mich hat es sich gut angefühlt, dass ich beim Team und im Warm-Up dabei war, dass ich wieder ein Trikot getragen habe und nicht nur vom Gefühl her, sondern auch optisch ein Teil der Mannschaft bin. Und die Situation beim Heimspiel gegen die Rockets war ähnlich.

Ich bin aber auch erst seit Montag vergangener Woche wieder voll im Training. Ich habe vorher zwar schon Sprints und andere Übungen gemacht. Aber vergangene Woche war ich erstmals zu 100 Prozent im Training dabei und habe sofort einen Muskelkater bekommen (lacht). Trotz vieler Übungen im Vorfeld hat das basketballspezifische Programm natürlich ein bisschen gefehlt. Aber meinem Fuß geht es gut und auch meine Teamkollegen sagen, dass dieses Mal bei mir alles viel besser und flüssiger aussieht. Leider hat mich gerade eine leichte Zerrung zu einer kurzen Trainingspause gezwungen, aber ich denke, dass ich vielleicht dieses oder das nächste Wochenende erstmals spielen könnte.

Wie groß ist deine Freude auf den ersten Einsatz seit deiner Verletzung?

Ich kann es kaum erwarten. Ich freue mich einfach, wieder Punkte zu machen, Steals zu holen und zum Teamerfolg wieder einen kleinen Teil beitragen zu können. Das Gefühl, einen Dreier zu werfen oder einen Dunk zu machen, habe ich sehr vermisst. Und jetzt wird sich das alles doppelt so süß anfühlen. Denn ich habe mir das so hart erarbeitet, weshalb es etwas ganz Besonderes für mich sein wird.

Vielen Dank, Luis und alles Gute!

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