Spielergebnis

95:87

Geschwächte Löwen zeigen starken Charakter, verlieren aber in Ulm

Geschwächte Löwen zeigen starken Charakter, verlieren aber in Ulm

30.12.
2022

Mit den Verletzungen von David Krämer und Luc van Slooten sowie der nicht erhaltenen Freigabe von Neuzugang Divine Myles hatten unsere Löwen schon vor dem heutigen letzten Spiel des Jahres 2022 bei ratiopharm ulm mit reichlich Widrigkeiten zu kämpfen. In der Begegnung, die mit 87:95 (41:46) verloren ging, kamen dann noch früh Foulprobleme und eine weitere Verletzung dazu: Co-Kapitän Benedikt Turudic knickte in der 27. Minute um und konnte nicht mehr weiterspielen (Diagnose folgt). Trotzdem zeigte die ersatzgeschwächte Mannschaft von Headcoach Jesús Ramírez eine starke kämpferische Leistung inklusive Comeback im letzten Viertel, nachdem sie im dritten Viertel bereits mit 15 Punkten in Rückstand geraten war. Für die Aufholjagd war hauptsächlich Topscorer Robin Amaize (insgesamt 25 Punkte) verantwortlich. Der Löwen-Kapitän war früh durch Fouls gehandicapt, drehte in den letzten zehn Minuten auf und führte sein Team mit 20 erzielten Punkten quasi im Alleingang auf 85:87 in der 39. Minute heran. Zum Sieg reichte es schließlich nicht, dennoch lobte Ramírez: „Meine Mannschaft hat kämpferisch alles gegeben und ich bin stolz auf das Mindset und den Charakter. Wir hatten definitiv harte Momente im Spiel, wo wir spielerisch Fehler machten. (…) Nichtsdestotrotz bin ich stolz auf die Teamleistung und auf die Art und Weise, wie wir zum Schluss gespielt haben.“


Die Partie war von Beginn an von hohem Tempo geprägt. Die Löwen machten dabei vor allem viel Druck mit direktem Zug zum Korb – und das sehr erfolgreich. Zehn von 13 Würfen aus dem Zweierbereich trafen sie im ersten Viertel, insgesamt lag ihre Feldtrefferquote nach zehn Minuten bei 75 Prozent. Es waren die eigenen Ballverluste und die fünf zweiten Chancen der Ulmer, die das Spiel trotz nur 44-prozentiger Trefferquote der Gastgeber ausgeglichen hielt (18:17, 7. Min.). Allerdings hatten die Löwen ein starkes Finish und nahmen angeführt vom gut dirigierenden Braydon Hobbs eine 27:22-Führung mit ins zweite Viertel.

Löwen verlieren Vertrauen und Rhythmus

In dem konnten sie ihren Vorsprung auf 33:26 ausbauen (12. Min.) und blieben ihrer spielerischen Linie aus dem ersten Viertel treu. Ein Problem: Kapitän Robin Amaize fing sich ebenso wie Gian Aydinoglu früh in diesem Abschnitt schon sein drittes Foul ein. Das steckten die Löwen weg und lagen in der 16. Minute noch mit 39:33 vorne. Dann schlichen sich aber zunehmend mehr Ungenauigkeiten und Ballverluste in ihr Spiel ein. „Ab diesem Zeitpunkt war Ulm präsenter und körperlicher, damit waren unser Vertrauen und unser Rhythmus gebrochen“, sagte Jesús Ramírez. Die Konsequenz daraus war, dass sein Team in den letzten dreieinhalb Minuten bis zur Halbzeit keine Punkte mehr erzielte. Die Ulmer schlugen daraus Kapital und drehten das Spiel.

Brandon Tischler war neben Robin Amaize ein Aktivposten und erreichte mit 16 Punkten eine neue persönliche Bestleistung. Foto: Harry Langer

Nach 20 Minuten lagen die Löwen mit fünf Punkten hinten (41:46) und kamen auch nach der Pause gegen defensiv besser stehende Ulmer offensiv nur schwer in Schwung. Außerdem griffen sich die Hausherren weiterhin viele Offensiv-Rebounds, aus denen sie im dritten Viertel zehn Punkte machten. Und dann war da auch noch die Foulbelastung. Gian Aydinoglu und Robin Amaize hatten mittlerweile bereits je vier Fouls auf dem Konto und Big Man Benedikt Turudic spielte ab der 24. Minute mit drei Fouls. Zu allem Überfluss verletzte sich der Center drei Minuten später auch noch am Knöchel und fiel für die restliche Partie aus. Die Löwen, die Ulms Big Man Joshua Hawley (insg. 19 Punkte) nicht gestoppt bekamen, gerieten kurz darauf mit 15 Punkten ins Hintertreffen (48:63). Allerdings bissen sie sich in den letzten zwei Minuten des Viertels wieder rein und erzielten zehn Punkte. Darunter waren auch zwei Punkte von Jannik Göttsche.

Der „Amaizing“ Kapitän macht’s spannend

Das Eigengewächs stand ab Ende des dritten Abschnitts auf dem Parkett. Ebenso Mertcan Gerhardt, der erstmals in der BBL zum Einsatz kam. Jesús Ramírez ging mit den beiden auch in die letzten zehn Minuten, in denen Robin Amaize das Spiel an sich riss und sein Team auf 65:70 heranführte. Ausgerechnet der frühere Löwe Tommy Klepeisz hatte darauf mit acht Punkten hintereinander die Antwort und sorgte dafür, dass der Löwen-Rückstand prompt wieder im zweistelligen Bereich war (70:80). Aber die Löwen steckten nicht auf. Sie kämpften, verteidigten gut und konnten weiterhin auf einen unaufhaltsamen Robin Amaize bauen. Der erzielte im letzten Viertel unglaubliche 20 Punkte und traf mitunter wahnsinnige Würfe zum 85:87 (39. Min.). Jesús Ramírez erlebte die plötzlich existierende Chance seines Teams auf den dritten Saisonsieg nicht mehr live in der Halle mit. Der Löwen-Headcoach hatte in der 38. Minute sein zweites technisches Foul erhalten und war damit disqualifiziert. So sah er auch nicht, wie Yago dos Santos in der letzten Minute zweimal in Folge unbedrängt von der Dreierlinie abdrücken konnte und traf. Das war die Entscheidung der Partie, in der die stark geschwächten Löwen viel Charakter und die richtige Einstellung gezeigt haben.

Trainerstimmen zum Spiel:

Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Erstmal Glückwunsch an Trainer Gavel und sein Team. Für mich war das zweite Viertel der Knackpunkt, indem unser Spiel komplett an Physis verloren hat und wir als Mannschaft zu oft den Ball hergaben. Ab diesem Zeitpunkt war Ulm präsenter und körperlicher, damit waren unser Vertrauen und unser Rhythmus gebrochen. Bis hierhin haben wir ein gutes Spiel gezeigt, wurden dann aber durch die Läufe der Ulmer (14:0) in diesem Moment überrannt. Der Start in das dritte Viertel war ebenfalls nicht gut von uns. Die Verletztensituation ist das, was mich stört, denn meine Mannschaft hat kämpferisch alles gegeben und ich bin stolz auf das Mindset und den Charakter. Wir hatten definitiv harte Momente im Spiel, wo wir spielerisch Fehler machten. Wir haben zu oft das Spiel verlangsamt. Nichtsdestotrotz bin ich stolz auf die Teamleistung und auf die Art und Weise, wie wir zum Schluss gespielt haben. Leider etwas zu spät. Robin Amaize hat Charakter gezeigt und hat das Team heute bis zum Ende angeführt. Er war der Grund, wieso es zum Schluss auch nochmals enger wurde. Ich weiß nicht, wie realistisch der Comeback-Sieg letztendlich war. Aber es hat mir heute auch gezeigt, dass wir mental absolut in der Lage sind, solche Spiele zu gewinnen. Wir brauchen Personal und die richtige Einstellung und ich bin mir sicher, dass sich unsere Situation verbessern wird.“

Anton Gavel (ratiopharm ulm): „Großen Respekt an unsere Fans, die uns über das ganze Jahr unterstützt haben. Großen Respekt auch an Jesus und seine Mannschaft, wie sie sich präsentiert haben. Im ersten Viertel haben wir sehr schwach angefangen und mit 27 Punkten zu viel zugelassen. Erst im zweiten Viertel haben wir defensiv gegengehalten, was für den Spielverlauf wichtig war. Auch bei einer 15-Punkte-Führung müssen wir das Spiel über die Bühne bringen und den Gegner nicht auf zwei Zähler zurückzubringen. Natürlich hat Robin Amaize gezeigt, dass er auch im Alleingang solche Spiele umdrehen kann, was heute beinahe der Fall war. Auch wenn wir auf der großen Position nach Unterstützung suchen, haben Joshua Hawley und Antonio Dorn das heute gut gemacht. Glückwunsch an die Mannschaft.“

Basketball Löwen: Aydinoglu 5, N. Tischler 10 (5 Assists), Bango 7 (7 Rebounds), Fru 2, Göttsche 2, B. Tischler 16 (9 Rebounds), Amaize 25 (4 Assists), Gerhardt, Hobbs 15 (6 Assists), Turudic 5.

ratiopharm ulm: dos Santos 19 (7 Assists), Paul 13, Jensen n.e., Christen 8, Nunez 11 (6 Rebounds, 4 Assists), Klepeisz 17 (6 Rebounds, 5 Assists), Hawley 19, Großkopf n.e., Jallow 6, Zugic 2, Dorn.

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