„Bin in meiner Entwicklung noch lange nicht am Ende“

„Bin in meiner Entwicklung noch lange nicht am Ende“

09.10.
2016

Er ist der Rückkehrer! Jannik Freese begann seine BBL-Karriere vor zehn Jahren in Braunschweig und schnürt nun wieder seine Schuhe für die Löwen. Im Interview spricht er über seine neue Rolle als Führungsfigur und wie er das Löwen-Team sieht.

Wie fühlt es sich an, nach zehn Jahren wieder zurück in Braunschweig zu sein und an alter Wirkungsstätte zu spielen?

Es fühlt sich gut an und ist eine besondere Situation für mich. Die Stadt ist mir sehr vertraut, auch wenn sie sich in den vergangenen zehn Jahren verändert hat – aber zum Positiven. Es gibt eine größere Restaurantszene und mehr Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Außerdem sind die Größe der Stadt und ihre Nähe zu Berlin sehr angenehm für mich. Ich habe sowohl hier in Braunschweig als auch in Berlin viele Freunde, die ich an jedem freien Tag besuche.

Du sagtest eben, dass es eine besondere Situation für dich ist, wieder hier zu sein. Warum?

Es ist für mich eine besondere Situation, weil sich meine Perspektive hier verändert hat. Ich bin damals als Jugendspieler hierher gekommen, stand ganz am Anfang meiner Karriere und habe hier auch meine Ausbildung angefangen. Jetzt sind mehr als zehn Jahre vergangen. Ich bin nicht mehr der 18-Jährige, sondern habe bereits viele BBL-Jahre gespielt, habe kurz bevor ich nach Braunschweig zurückgekommen bin meinen Bachelor gemacht und soll hier eine Führungsrolle übernehmen. Nun sind andere hier an diesem Ort in der Position des Youngsters, der noch viel lernen muss und einen weiten Weg vor sich hat. Ich hingegen bin jetzt nicht hier, weil ich eine Chance brauche, sondern weil ich die Stadt mag und mich die Trainer sowie das Konzept überzeugt haben. Ich bin heute ein Leistungsträger und in einer guten Phase meiner Karriere. Nun ist es hier auch mit an mir, den jungen Spielern in unserem Team in ihrer Entwicklung zu helfen – so wie mir damals geholfen wurde.

Wie empfindest du denn deine Rolle als Führungsfigur?

Dass ich in unserem Team eine Führungsrolle übernehmen soll, war Teil meiner Gespräche mit Frank Menz und hat auch dazu beigetragen, dass ich bei den Löwen unterschrieben habe. Ich bin zwar schon seit zehn Jahren in der BBL dabei, sehe mich aber in meiner Entwicklung als Spieler noch lange nicht am Ende. Hier nun als Führungsfigur aufzutreten ist ein weiterer, neuer und vor allem guter Schritt für mich. Frank will, dass ich weiter an mir arbeite und fordert viel von mir. Das sehe ich aber als Kompliment, weil er Potenzial in mir sieht, das ich bislang noch nicht ausgeschöpft habe. In Oldenburg oder Berlin war ich nicht als Führungsfigur gefordert, weil die Spieler bei diesen Klubs erfahren sind und andere die Rolle des Leaders übernommen haben. Jetzt sind Nicolai Simon und ich aber in dieser Position. Wir sind die erfahrensten Spieler in unserem Kader und müssen vorangehen. Ich fühle mich definitiv wohl in dieser Rolle und freue mich auf diese neue Herausforderung, muss aber auch noch in sie reinwachsen.

Wie nimmst du das Löwen-Team wahr? Wie ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft?

Wir sind wirklich wie ein großes Rudel und unternehmen viel zusammen. Jeder hat ein Interesse daran, etwas mit dem anderen zu machen und meistens sind die Familien ebenfalls mit dabei. Die Teamchemie ist sehr gut, weil auch alle gute Charaktere und wir insgesamt homogen sind. Da hat unser Coach Frank Menz bei der Kaderzusammenstellung einen sehr guten Job gemacht, indem er Spieler rekrutiert hat, die zusammenpassen und gute Typen zu sein scheinen. Ich denke, das ist auch ein Grund, weshalb wir als Team funktionieren.

Dass ihr als Team funktioniert, hat man gleich im ersten Spiel gegen RASTA Vechta gesehen. Wie sehr hat der Überraschungserfolg euch zum Einstieg in die Saison geholfen – vor allem nach der schwierigen Vorbereitung?

Um ehrlich zu sein, war die Vorbereitung für mich nicht maßgeblich. Ich bin seit zehn Jahren in der BBL dabei und habe in der Zeit gelernt, dass man auf eine Vorbereitung nicht allzu viel geben darf. Letzte Saison mit Bremerhaven haben wir zum Beispiel eine gute Preseason gespielt und mussten am Ende doch lange um den Klassenerhalt bangen.

Unser diesjähriges Team war in der Vorbereitung über die meiste Zeit nicht komplett. Sowohl Dyshawn (Pierre) und ich sind erst später zur Mannschaft gestoßen, Carlos (Medlock) war zwischenzeitlich angeschlagen und Thomas (Klepeisz) hat zuerst durch seine Spiele mit der österreichischen Nationalmannschaft und anschließend durch seine Verletzung gefehlt bzw. fehlt immer noch. Unsere Mannschaft besteht aus vielen neuen Spielern und einem neuen Trainerstab, weshalb die Vorbereitung eine Findungsphase für uns alle war. Für viele Spieler im Team war es aber auch eine Testphase, in der es darum ging, sich überhaupt erst einmal das höhere Niveau zu gewöhnen und das brauchte eben Zeit. Wir haben während dessen in unseren Spielen ganz natürlich bedingt Fehler gemacht und aus ihnen gelernt. Das hat sich gegen Ende der Vorbereitung gezeigt, als wir immer besser zusammen gespielt und den Glauben entwickelt haben, dass wir gegen Vechta gewinnen können – und das haben wir dann auch getan.

Dieser Sieg hat uns auf jeden Fall sehr geholfen. Vor allem weil unser Schlüssel zum Erfolg war, dass wir als Team überzeugt haben. Das wird in unseren zukünftigen Spielen gegen direkte Konkurrenten der Strohhalm sein können, an den wir greifen und der uns Mut gibt. Insgesamt darf man aber eins nicht vergessen: Wir befinden uns noch am Anfang der Saison, müssen noch viel lernen und haben das Potenzial, uns von Spiel zu Spiel verbessern. Das liegt auch daran, dass wir kaum „fertige“ Spieler in unserem Team haben und sie sich mit jedem Spiel mehr, das sie auf BBL-Niveau bestreiten, weiterentwickeln und steigern werden.

Dennoch lautet das Ziel der Löwen in dieser Saison ganz klar „Klassenerhalt“. Spürst du deshalb einen besonderen Druck, weil man von vornherein weiß, dass es eine schwierige Spielzeit wird?

Um ehrlich zu sein, kenne ich diese Situation aus meiner Zeit in Gießen. Und außerdem ging es auch in Crailsheim und letzte Saison in Bremerhaven um den Klassenerhalt. Daher ist mir dieses Gefühl nicht unbekannt. Aber man spürt diesen Druck nicht von Anfang an, der wächst erst mit der Zeit – je nachdem wie die Saison verläuft. Ich hoffe allerdings, dass wir sehr guten Basketball spielen und dieser Druck gar nicht erst akut wird. Wir wollen überraschen, uns entwickeln und jedes Spiel gewinnen. Dabei zählen für uns natürlich erst einmal die Spiele gegen die direkten Konkurrenten. Und wenn wir fokussiert auftreten, dann können wir es auch packen und die für uns wichtigen Siege holen. Da bin ich mir sicher!

Vielen Dank, Jannik!

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