Unsere Basketball Löwen Braunschweig waren ganz nah dran, die „Festung“ RASTA Dome am Samstagabend zum Fallen zu bringen. Die Entscheidung ihrer rasanten und packenden Auswärtspartie beim heimstarken Überraschungsteam RASTA Vechta fiel erst in der Verlängerung, in der das Team von Löwen-Headcoach Jesús Ramírez den Kürzeren zog und sich vor ausverkaufter Kulisse mit 90:97 geschlagen geben musste (37:38; 79:79). Dabei hatten sich die Löwen und ihr bärenstarker Topscorer Jilson Bango (23 Punkte und 13 Rebounds) durch insgesamt 20 Offensiv-Rebounds viele zweite Chancen erarbeitet, allerdings war die Dreierquote mit 20 Prozent erneut schwach und auch an der Freiwurflinie ließen die Löwen insgesamt neun Punkte liegen. Dennoch war Ramírez „stolz auf unsere Leistung und auf die Einstellung, mit der wir in das Spiel gegangen sind. Am Ende haben Details das Spiel zugunsten von Vechta entschieden, die zu Hause schon lange ungeschlagen sind.“
Die Löwen erwischten keinen idealen Start in die temporeiche Partie. „Wir sind nicht so aggressiv rausgekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten“, sagte Ahmaad Rorie über den etwas pomadigen Beginn, der auch aufgrund von Ballverlusten sowie vergebenen Würfen zu einem 6:16-Rückstand führte. Doch die Löwen steigerten sich schnell. Sie erhöhten den Verteidigungsdruck und bekamen wichtige Energie von der Bank, was sich beides positiv auf den Angriff ausübte. Da waren die Löwen vor allem bei den Offensiv-Rebounds präsent und schnappten sich bereits fünf im ersten Viertel. Auf diese Weise erarbeitete sich das Ramírez-Team sechs Würfe mehr. Aber die brauchte es auch, denn die Löwen-Trefferquote war mit 44 Prozent deutlich niedriger als die des Gegners (58 Prozent).
Den Rückstand aus den Anfangsminuten konnten die Löwen so zwar reduzieren, aber zunächst nicht ganz wettmachen (21:25). Das lag allerdings auch daran, dass der unglücklich spielende TJ Crockett Jr. und seine Kollegen offensiv mitunter sehr wild agierten und teilweise zu sehr aufs Gaspedal drückten. Und auch wenn sie weiterhin stark am offensiven Brett arbeiteten und im zweiten Viertel zehn Punkte aus zweiten Chancen erzielten, so ließen sie dennoch einige gute Möglichkeiten liegen. Das galt sowohl für die Würfe von der Freiwurf- wie auch von jenseits der 6,75-Meterlinie. Mit den Distanzwürfen hatten die Löwen schon in Würzburg massiv gehadert und auch in Vechta fiel erst zum Halbzeitende der erste Dreier durch Ferdinand Zylka.
Trotzdem waren die Löwen zur Pause ganz nah dran am auffälligen Wes Iwundu & Co. (37:38) und das lag insbesondere an der weiterhin druckvollen Verteidigung, die Vechta mittlerweile auf eine Trefferquote von nur noch 41 Prozent aus dem Feld gedrückt hatte. Außerdem hatten die Löwen den in den bisherigen Spielen überragenden Tommy Kuhse weitestgehend unter Kontrolle – und die verlor Vechta im dritten Viertel in Bezug auf Jilson Bango. Der Löwen-Center sammelte einen Rebound nach dem anderen, erzielte zehn Punkte und dominierte schlichtweg die Bretter. Er war der Mann dieses Abschnitts und entscheidend dafür, dass die Löwen sich einen kleinen Vorteil erspielen konnten. Die lagen Mitte des Viertels knapp in Führung (52:49), ehe zwei Dreier von Joschka Ferner und ein unsportliches Foul gegen Ferdinand Zylka zum 56:59 nach 30 Minuten führten.
Ferner mit weiterhin heißem Händchen von der Dreierlinie und nun auch Tommy Kuhse sorgten dafür, dass die Löwen im letzten Viertel wieder deutlicher ins Hintertreffen gerieten. „Es gab Missverständnisse, die zu offenen Würfen geführt und Kuhse über rechts die Möglichkeit für Korbleger gegeben haben“, analysierte Ramírez nach dem Spiel, weshalb sein Team in der 35. Minute mit 64:73 zurückgelegen hatte. Doch jetzt übernahm Ahmaad Rorie Verantwortung. Der Löwen-Spielmacher schien nach seiner Verletzung noch auf der Suche nach dem Rhythmus zu sein und hatte in den ersten drei Vierteln nur einen von acht Würfen getroffen. Aber jetzt war er da, erzielte 13 Punkte in diesem Viertel und führte seine kämpferische Mannschaft wieder heran, die sich mit einem erfolgreichen Wurf von TJ Crockett Jr. bei noch 26 verbleibenden Sekunden zum 79:79 die Verlängerung verdiente.
In dieser musste Vechta auf Kuhse verzichten, der in der 37. Minute mit dem fünften Foul ausgeschieden war. Das gleiche Schicksal hatte bei den Löwen allerdings auch Nicholas Tischler ereilt, der in der Overtime nur noch dabei zusehen konnte, wie sich die heimstarken Gastgeber angetrieben von ihren Fans stabiler präsentierten. Zwar waren die Löwen in der 44. Minute noch auf 86:88 dran, vergaben dann allerdings Würfe, kassierten ein Offensiv-Foul und zwangen RASTA an die Freiwurflinie, wo sich Ryan Schwieger keine Blöße gab. Er hatte auf 86:95 für seine Mannschaft gestellt, ehe Ahmaad Rorie mit vier schnellen Punkten zur Stelle war. Doch direkt im Anschluss daran verlor er nach einem defensiven Stopp und noch 20 Sekunden Spielzeit den Ball, was Vechta die Möglichkeit für zwei weitere Freiwürfe zum Sieg gab.
Trainerstimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Wir haben heute einige entscheidende Fehler gemacht und es gab Missverständnisse, die zu offenen Würfen geführt und Kuhse über rechts die Möglichkeit für Korbleger gegeben haben. Zudem hat Vechta in wichtigen Momenten schwere Würfe getroffen. Dennoch habe ich heute das Löwen-Team gesehen, das ich sehen möchte. Ich bin stolz auf unsere Leistung und auf die Einstellung, mit der wir in das Spiel gegangen sind. Am Ende haben Details das Spiel zugunsten von Vechta entschieden, die zu Hause schon lange ungeschlagen sind. Und das hat einen Grund: Sie sind gut. Aber wir haben ihnen das Leben sehr schwergemacht. Natürlich bin ich dennoch nicht glücklich, aber wir wollen gemeinsam weiter in die Richtung gehen, die wir heute gesehen haben und die wichtigen Details verbessern, um dann auch so ein Spiel zu gewinnen.“
Ty Harrelson (RASTA Vechta): „Ich bin sehr stolz auf mein Team! Wir freuen uns, dass wir jetzt bei 4:1-Siegen stehen und zuhause weiter ungeschlagen sind. Die Fans haben uns heute wieder großartig unterstützt. Dass uns Tommy am Ende gefehlt hat, muss ich auf meine Kappe nehmen. Ich mag es schon, Spieler auf dem Feld zu lassen, die schon einige Fouls haben. In diesem Fall war es aber nicht die richtige Entscheidung. Da muss ich noch besser werden. Wir allen können uns weiterentwickeln. Und in dieser Phase ohne Tommy haben Ryan Schwieger und Joel Aminu, die bis dahin noch kein so gutes Spiel hatten, übernommen und die Offense geführt. Das Team hat den Ball bewegt, zusammengespielt und Big Plays gemacht. Dass Braunschweig gut beim Offensiv-Rebound ist, darüber hatten wir vorher geredet. Sie haben ein super athletisches und großes Team. Ich bin also nicht überrascht, dass sie viele Offensiv-Rebounds geholt haben. Wir werden aber natürlich einen besseren Job machen müssen, um das in Zukunft zu verhindern. Wir gesagt, wir waren darauf eingestellt. Aber wenn das Spiel dann losgeht, dann ist es halt schwierig. Wir haben aber auch einige wichtige Offensiv-Rebounds geholt.“
Basketball Löwen: Crockett Jr. 9, N. Tischler 3, Aydinoglu n.e., Zylka 10 (5 Rebounds), Bango 23 (13 Rebounds), Fru 9, B. Tischler 6, Rorie 21 (5 Rebounds, 3 Assists), Peterka 3, Barra 6, Sylla (10 Rebounds, 3 Assists).
RASTA Vechta: van Slooten n.e., Diallo, Ferner 14, Kuhse 17 (7 Assists), Schwieger 17, Grünloh 14 (8 Rebounds), Williams 6 (5 Rebounds, 3 Assists), Aminu 3, Iwundu 24 (6 Rebounds, 4 Assists), Flanigan 2, Reaves, Aririguzoh.